Unser Heimweg in den Frühling, Teil 2

Der Regen, der uns bis über die Grenze nach Frankreich begleitet hat, wird allmählich weniger. Und als wir am Bassin d’Arcachon auf dem Stellplatz “Aire des 3 Coccinelles” 🐞🐞🐞ankommen, scheint die Sonne; auch am folgenden Tag. 😄

Der Ort Gujan-Mestras besteht in der Hauptsache aus Touristen-Attraktionen und Vergnügungen wie Aquaspaß, Golfplatz, Bowling, Freizeitpark, dem Campingplatz, bzw Stellplatz und einem großem Einkaufszentrum. Aber mit dem Rad kommt man gut auf schönen Radwegen zum Strand und in die Stadt Arcachon. Oben auf dem Berg im Edelviertel “Le Quartier de la Ville d’ Hiver” stehen viele schöne Villen aus dem späten 19. und frühen 20. Jh. in unterschiedlichen internationalen Architekturstilen. Hier gibt es auch einen maurischen Park mit Skulpturen und einigen südländischen Pflanzen.

Um die Ecke des Stellplatzes befindet sich ein Pailletten Haus, das uns irgendwie fasziniert. Hier das Video dazu:

Ganz in der Nähe befindet sich die “Dune du Pilat”. (Dune du Pyla) Als größte Wanderdüne Europas beeindruckt sie durch ihre gewaltige Höhe. Durch den Wind und die Gezeiten bewegt sie sich jedes Jahr zwischen einem und fünfeinhalb Metern landeinwärts. Wir schaffen den sandigen Auf/Abstieg ohne Treppen. Denn die 160 stabilen Kunststoffstufen sind nur während der Saison von April bis Mitte November aufgebaut. Vom Gipfel hat man eine atemberaubende Aussicht. Wir waren tatsächlich vor 32 Jahren schon mal hier am Lac de Lacanau (mit Zelt und 3 kleinen Kindern) und haben uns damals auch die Düne angesehen.

Trotz der frühen Stunde am Vormittag sind wir nicht alleine hier. Dennoch verteilt sich die Menge und irgendwie nimmt jeder Rücksicht auf andere, dass man sich nicht gegenseitig beim Hochkraxeln 🧗 und Fotografieren 📷 behindert. Unten gibt es Souvenirstände, Snackbuden und auch einige interessante geschichtliche Erklärungen zur Düne, samt einer Filmdoku.

INFO: Wen es interessiert, kann hier den folgenden historischen und geografischen Teil lesen, sonst einfach überspringen zum nächsten Ort.

    Die Düne du Pilat ist 110 m hoch und ca 2,7 km lang. Sie hat eine Sandfläche von 135 Hektar, der umliegende Wald 4000 Hektar. Die Düne hat eine lange Evolution, die sich über 18000 Jahre zurückführen lässt. Nach Forschungen lassen sich die verschiedenen Vegetationen im Inneren ablesen. Grundlegenden Forschungen im Jahr 2000 zufolge konnte man 4 verschiedene Schichten erkennen.

    1. Eisenhaltige Steine, Torf, Stämme und Äste in gut konservieren Zustand aus vormals sumpfigen Gebiet. Wissenschaftler konnten u.a. Pinien, Birken, Erlen und Weiden bestimmen.
    2. In der nächsten Schicht in 4 m oberhalb des Meeresspiegels aus 4000 v.Chr. sind kleinere Dünen, Sümpfe und ein Teich abgezeichnet.
    3. In 20-40 m o.M. fand man Feuerstein- Werkzeuge, aus ca 1000 v.Chr. und Tongeschirr aus dem Mittelalter.
    4. Die 4. Schicht zeigt die Bedeckung der kleineren Dünen. Im 18. Jh war plötzlich die Hafeneinfahrt zum Becken von Arcachon mit sandigen Inseln blockiert- ein Zeichen, dass die Düne wandert und sich neu formiert hatte. Der Hafen wurde wieder frei und die Düne ist weitestgehend in dieser Form und Lage geblieben.
      • Starke Winde, aber auch Umwelteinflüsse zeugen hauptsächlich davon, dass die Düne ständig wächst. Die Düne ist stets sehr “aktiv” und “verschlingt” ungehindert den hinter ihr liegenden Kiefernwald.
      • Auf der nördlichen Seite finden sich Luftschutzbunker der ehemaligen deutschen Marineartillerie, die um 1944 auf der Düne gebaut wurden. Im Laufe der Jahre sind sie abgerutscht oder mit Sand bedeckt.

In Frankreich scheinen wir mehr Glück mit dem Wetter zu haben. Seit ein paar Tagen schon scheint die Sonne,🌞 so dass wir uns endlich mal wieder auf die Räder 🚲 schwingen können und Schönes anschauen können. Es fällt uns auf, dass es hier in Frankreich in vielen Städten gute von stark befahrenen Straßen abgetrennte Fahrradwege gibt. Entweder sie sind durch Rad-Verkehrsschilder markiert oder auf den Wegen selbst gut zu erkennen, oder beides.

Inzwischen sind wir in der Hafenstadt La Rochelle. (Hier war Micha schon mal im Alter von 16 Jahren im Rahmen einer Sprachreise bei einer Familie untergebracht.😀) Kommt man durch das große Tor am Hafen “La Grosse Horloge” gelangt man in die Altstadt mit schönen Gassen, vielen Türmen, dem Rathaus (welches aussieht wie eine Burg), der großen Markthalle und schließlich zur Kathedrale. Rund um den Hafen sind außer Leuchttürmen etliche kleine Restaurants, Cafés und Crêperien. Hier ein paar fotografische Eindrücke.

Im St.Nicolas-Viertel, “Quartier Saint Nicolas” sind eher ein paar alternative Läden und Bars. Als wir dort entlang flanieren, gibt es sogar einen kleinen Flohmarkt. In der Nähe des Jachthafens steht das große Riesenrad. Dahinter befinden sich bunte Häuser, die aus partnerschaftlichen Gründen denen aus Skandinavien nachempfunden wurden. An einer Ecke sehen wir Street-Art mit interessanten Graffitis.

Nach einem leckeren typisch französischen Galette (Buchweizen-Crêpe) radeln wir zum Strand, denn die strahlende Sonne lädt uns förmlich dazu ein. 🌞 Schade, dass ich keine Badesachen dabei habe… Schließlich fahren wir an schönen Parks mit herrlichen Blumenbeeten zurück zum Stellplatz “Aire de camping-car de Port Neuf” und genießen die restliche Abendsonne vor dem Knuffel. 🌅

Unser nächster Stopp ist La Chapelle-sur-Erdre, am Fluß Erdre gelegen. Es ist eine kleine Stadt hinter Nantes. Sie liegt im untersten Teil der Bretagne. Als wir durch die etwas chaotisch geführten Straßen der Innenstadt Nantes fahren, beschließen wir, keinen Bummel durch die Stadt zu unternehmen. Also chillen wir beim Ankommen einfach nur, denn es beginnt sowieso zu regnen. Der Stellplatz befindet sich auf einem Parkplatz am Friedhof. Ein Teil des Parkplatzes ist extra für Wohnmobile abgetrennt. Etwas später gehe ich doch mal kurz über den Friedhof.

Jetzt legen wir wirklich stets große Strecken hinter uns, denn irgendwie treibt es uns nach Hause. Aber da sind noch ein paar “must see” Sehenswürdigkeiten auf meiner “to see” Liste. Deshalb halten wir auf einem großen Stellplatz in der Nähe von der berühmten Insel “Le Mont Saint-Michel”, die auch den gleichnamigen Ort beschreibt.

Hier ein paar wissenswerte Infos über die berühmte Insel: das auf einem Felsen erbaute Dorf Mont-Saint-Michel liegt in der Normandie. Es ist umgeben vom Atlantik und ständig Flut und Ebbe ausgesetzt. Bis ins 7. Jahrhundert war der Mont (Berg) umgeben von einem großen Waldgebiet und vielen Dörfern. Nach einem Erdbeben, welches eine Flutwelle zur Folge hatte, wurden die Dörfer vom Meer überschwemmt und schnitt den Mont Saint-Michel vom Festland ab. Heute ist er ein Wallfahrtsort der westlichen Welt. Die Legenden beschreiben den Kampf des Erzengel Michael gegen den Satan, woher der Mont seinen Namen erhielt. Er thront als goldene Figur auf dem Klosterturm.

Die kleine Insel ist fast rund und beherbergt wie in einem Rondell viele Hotels, Restaurants, Bars und Souvenirläden. Dazu geht man etliche Treppen herauf und herab und durch schmale, enge und verwinkelte Gassen. Zwischendurch hat man an den Seiten gute Ausblicke auf den rundherum liegenden Atlantik. Zu unserer Zeit ist grad Ebbe und große Menschen-Gruppen machen Wattwanderungen. Überhaupt ist es rappelvoll. An manchen engen Gassen müssen wir warten, bis die entgegen kommenden Menschen vorbei sind. Wir können uns vorstellen, wie voll es dann wohl im Sommer sein wird.

In der kleinen Friedhofskapelle wird so viel Weihrauch verströmt, dass wir schnell wieder raus in die Sonne gehen. Daher ersparen wir uns auch den teuren Besuch im Kloster, denn draußen haben wir die herrliche Sicht rundherum. Es leben derzeit nur noch ca 25 Menschen auf der Insel, plus der Mönche. Der „Mont“ hat sich zu einer großen Touristenattraktion entwickelt. Jährlich besuchen ihn 2,3 Millionen Menschen. Seit 1979 gehört der Berg und die Bucht zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Nachdem wir uns genug angeschaut haben und unsere Füße reichlich vertreten sind, können wir gut schlafen.- In der nächsten Stadt Rouen gibt es auf dem Stellplatz am Jachthafen auch praktischerweise eine Waschmaschine. Das ist mal wieder nötig. Zu Fuß erkunde ich schon mal die Altstadt. Die lange Promenade nah am Hafen und an der Seine gelegen ist schön und führt u.a. bis zur Kathedrale und zum Justizpalast. Der Uhrenturm “Le Gros Horloge”, ist auch das Tor zur Altstadt mit vielen schönen Fachwerkhäusern. Hier ein paar Fotos…

Besonders interessant finden wir die Kirche, “Église Catholique Sainte -Jeanne-d’Arc à Rouen”. Es ist eine ungewöhnliche und mutige Architektur aus den Siebzigerjahren.

Sie wurde errichtet an der Stelle wo im Jahr 1431 die französische Widerstandskämpferin Jeanne d‘Arc mit 19 Jahren auf dem Scheiterhaufen starb. Besondere Verwendung fanden Teile der beeindruckenden Glasfenster der von Bomben aus dem 2.Weltkrieg zerstörten Kirche St. Vincent. Einige ihrer Ruinen stehen an der Straße “rue Jeanne d’Arc”. Die Kirche St.Jeanne d’Arc ist einem normannischen Schiff nachempfunden, auch von außen zeigt sich ein Bild des Meeres: das Dach ist mit schuppenähnlichen Schiefern und Kupferplättchen bedeckt.

Auf dem Platz “Vieux-Marché” direkt neben der Kirche fand man bei Ausgrabungen die Stelle des Scheiterhaufens. Rund um den Platz, der mit schönen Blumenrabatten bepflanzt ist, stehen Fachwerkhäuser; das Älteste von Rouen beherbergt heute ein Hotel. Unser Fazit: Rouen ist wirklich eine sehr schöne und sehenswerte Stadt.

Unser letzter Ort in Frankreich hat für uns einen besonders lustigen Grund. Es ist zwar mittlerweile schön sonnig, aber immer noch ziemlich frisch. Kein Wunder, wir befinden uns ja auch im Norden. 😁 Wir besuchen den Ort Bergues.

Er ist bekannt für den französischen Kinofilm “Willkommen bei den Sch’tis”. Micha und ich lachen uns jedesmal schief, wenn wir ihn auf DVD nochmal sehen. Wir wollen wissen, wie der kleine Ort ist, wo einem laut Film 🎥 die Zehen abfrieren, weil es im Norden Frankreich so kalt sei und ob die Menschen hier alle so sprechen, dass man sie kaum verstehen kann. Wir können euch beruhigen, die Sonne scheint und unsere Zehen sind noch dran. Die Menschen mit denen wir uns unterhalten, sprechen alle normal verständlich französisch. Hier könnt ihr lesen, worum es im Film geht…

Im Vordergrund der Film-Geschichte stehen die Vorurteile der Südfranzosen gegenüber der Region “Nord Pas-de-Calais”. Philippe, ein Postdirektor, wird in den Norden nach Bergues strafversetzt, nachdem er eigentlich einen Posten an der Côte d’Azur anstrebte. Mit der Zeit gewöhnt er sich an die Menschen, die eine für ihn eigenartige Sprache haben und fühlt sich schließlich sehr wohl hier. –

Und hier ist für Interessierte ein kleiner Trailer/Ausschnitt des Films und ein paar Fotos aus den Filmszenen:

Da ist Einiges, was wir uns anschauen möchten, weil wir es vielleicht als Wiedererkennung des Films betrachten. (Die Post, das Café an der Post, die Brücke) Wir sehen zusätzlich noch die Reste eines früheren Klosters. Ansonsten hat der Ort mit 4000 Einwohnern aber auch nicht so viel zu bieten. Und der Campingplatz am Ort lässt auch eher zu wünschen übrig.

Sehenswert jedoch ist der hohe Glockenturm/ Belfried. Das Läutwerk soll schon vor dem Film berühmt gewesen sein. Der ursprüngliche Turm ist aus dem 12. Jahrhundert. Wir erklimmen die ca 200 Wendeltreppen zum Glockenturm. Zwischendrin gibt es verschiedene Räume mit Ausstellungen, z.B. historische Figuren vom Karneval, Fotos von früher und schließlich ganz oben den Turm mit den 50 verschiedenen spielbaren Glocken. Das Glockenspiel wird jede Viertelstunde automatisch oder mit den Fäusten der Glöckner gespielt.

Von hier oben können wir auf den ganzen Ort schauen. Der Nordwind pfeift ganz schön hier oben 🌬😀 und plötzlich hören wir die Glocken, sehr laut.🔔 Hier ein kleiner Film davon.

Und dann ist unsere Wintertour 24/25 vorbei. Der Frühling hält seinen Einzug und in Deutschland ist es warm. Wir haben wieder viele tolle Eindrücke gewinnen können und jede Menge Neues aus den verschiedenen Ländern entdeckt und angeschaut. Mit einem großen Rucksack, bzw Knuffel voller Erinnerungen kehren wir nun gerne wieder zurück. Danke an alle, die unsere Reise und Zeit bereichert und unseren Blog gelesen/angeschaut haben. Wir grüßen Euch herzlich, bis bald mal wieder. Eure SuMi mit dem Knuffel.


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Kommentare

2 Antworten zu „Unser Heimweg in den Frühling, Teil 2“

  1. Avatar von Jutta Blome-Bendorf
    Jutta Blome-Bendorf

    Ihr Lieben, da habt ihr ja doch noch ein sonniges Fronkreisch am Atlantik erlebt.
    Wieder sehr schöner und informativer Reisebericht.
    Genießt jetzt euer noch neues Zuhause und nehmt euch Zeit zur Nachbereitung. War ja ne Menge an neuen Erfahrungen und Abenteuern.
    Gutes Ankommen, viel Freude mit Kind und Kegel, Gesundheit und Glück,
    Jutta und Mario

    1. Avatar von Susanne Habert

      Hey ihr beiden Lieben Berliner. Ja, danke für euren Kommentar. Es war wirklich eine z.T. abenteuerliche, nasse und schließlich schöne Rückfahrt. Sind bald wieder in unserem “Nest” in Deutschland und werden mit den vielen Mitbringseln, auch insbesondere für uns selbst noch sehr lange von den Eindrücken und Erinnerungen zehren. Seid gut behütet und feste Drüxxer von SuMi und Knuffel

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