An einem frühen Morgen verlassen wir Rumänien, um nicht in der Mittagshitze fahren zu müssen. Relativ schnell und vor allem problemlos überqueren wir die ungarische Grenze. Von dort wählen wir die schmalste Stelle von Ungarn, um in die Slowakei zu gelangen. Auch das gelingt verhältnismäßig sehr schnell. Schwieriger erweist sich die Suche nach einem Platz für die Nacht. Der zuerst gewählte Campingplatz liegt völlig einsam und eher unschön am Rande eines winzigen Dorfes, sehr uneben und völlig überteuert. Das Problem besteht darin, dass man wohl in der Slowakei nicht “frei”, bzw wild irgendwo campen darf. Frustriert machen wir uns wieder auf den Weg. Das Tatra Gebirge vor uns und die Straßen nicht gerade gut. Aber wir finden doch noch einen schönen Platz…
Es ist in Betlanovce, nahe der Stadt Poprad mit herrlicher Ruhe…und dann mit einem nächtlichen Gewitter mit viel Regen, so dass es am nächsten Morgen um fast 10 Grad frischer ist. Statt 38 Grad ist es noch 28 Grad. Damit können wir durchaus gut leben. Wir radeln in das kleine Dorf, auch ins nächste, um am Geldautomaten für den Campingplatz Euro zu holen.
Tags drauf geht’s weiter über das Tatra Gebirge. Diesmal aber über richtig gut ausgebaute Straßen.
Auf einer schönen Höhe von ca.1022 m halten wir am “Srdce Strachan Resort” bei Ždiar /Slowakei, genießen die Aussicht, die Wärme und ein Stück Kuchen. Schließlich gelangen wir über den Pass unkompliziert nach Polen.
Bei einem Stellplatz neben einer Therme in Szaflary nächtigen wir. Doch aus der erhofften Erfrischung wird nichts, weil sämtliche Becken der Therme (ca. 7 Becken) warmes, bis heißes Wasser zwischen 30°-38°C haben und am späten Nachmittag ein heftiges Gewitter heranzieht. Kurz tanze ich noch vor dem TrauMobil im Regen, aber irgendwann wird das Gewitter zu heftig.
Nicht weit von unserem nächsten Ziel besuchen wir ein ganz besonderes Museum in Wieliczka. Es ist eines der ältesten Salzbergwerke der Welt (Kopalnia Soli “Wieliczka”).
Das Bergwerk, bestehend seit fast einem Jahrtausend, hat durch die geschickten Hände der Arbeiter unermessliche Wunder und Werke unter Tage vorzuweisen. Ab dem 18. Jahrhundert wurden weitere Sohlen angelegt, die bis in 340 m Tiefe reichen. Im Jahr 1993 wurde die Salzförderung eingestellt und das Bergwerk dient ausschließlich dem Tourismus und als “Sanatorium”.
Mit einer Gruppe deutschsprechender Touristen werden wir von der Guidebegleiterin in 130 m Tiefe über etliche Stufen und Gänge in 50 Etagen herunter geführt. Schließlich erwandern wir verschiedene Salz-Schächte, gelangen in einige Salzkammern mit außergewöhnlichen Skulpturen aus Salz, bestaunen Salzkathedralen mit Kronleuchtern aus Salz, unterirdische Salzseen und erhalten etliche hoch interessante Eindrücke in die Arbeit der Salzberg-Arbeiter. Es gibt sogar mehrere Restaurants dort in der Tiefe. Auf insgesamt 970 ha Fläche sind 2391 Salz-Kammern und in Salz gehauene unterirdische Strecken von ca. 245 km. Wir haben in knapp 2,5 Std. 6 Salzkammern besichtigt und wir sind beeindruckt.
Dann erreichen wir die polnische Stadt Krakau an der Weichsel. Hier bleiben wir ein paar Tage, denn es gibt in dieser Stadt einiges zu sehen. Hier ein paar fotografische Eindrücke von der schönen Altstadt.
Der an der Weichsel unterhalb der Burgfestung stehende “Wawel”-Drache als Wahrzeichen von Krakau speit alle paar Minuten Feuer aus seinem Schlund. Das ist für alle Betrachter ein Highlight und sieht sicher besonders im Dunklen spannend aus.
Die Fußgänger und Radler-Brücke “Kładka Ojca Bernatka” (Holzsteg Vater Bernatka) führt über die Weichsel ins Zentrum und dem jüdischen Viertel der Stadt Krakau und ist behangen mit Skulpturen von Akrobaten.
Wir besuchen das historische und kreative jüdische Viertel “Kazimierz”, in dem eine Mischung aus unabhängigen Galerien, ausgefallenen Geschäften und trendigen Restaurants und Bars vorhanden sind.
Der Synagogen Tempel ist ebenso sehenswert, wie die Mauer im Remuh-Friedhof. Sie wurde aus den Namensplatten von zerstörten Gräbern der Nazizeit im 2. Weltkrieg erbaut. Auch die anderen Gebäude sind entweder mit dem Davidstern versehen oder an den hebräischen Schriftzeichen zu erkennen.
Einige Gebäude, die nicht restauriert worden sind, erinnern uns mit ihrem Graffiti oder “Geschmiere” an andere Großstädte, wie es sie auch in Deutschland gibt. Allerdings lockt diese Szenen-Art viele junge Leute in das hippe Viertel.
Es gibt viele jüdische Buchläden, etliche Synagogen, Museen, ein ehemaliges Straßenbahn-Depot (jetzt wird dort Street-Food angeboten) und viel anderes zum Schauen. Wir essen jüdische Spezialitäten in zwei unterschiedlichen Restaurants und hören dort Kletzmer Life-Musik.
Hier ein kurzes Video zum Anschauen. — Leider werden wir auch hier wieder mit der Realität der Vergangenheit (Holokaust) und der derzeitigen Situation in Israel konfrontiert.
Wir verlassen die Stadt Krakau und den Campingplatz an der Weichsel mit vielen Eindrücken und einem Beutel voller Erinnerungen.
Nach einem Zwischenstopp mit Übernachtung kurz hinter Breslau an einem See, erreichen wir die Stadt Poznan/Posen am Fluß Warta. Auch hier fahren wir mit den Rädern in die Altstadt und sind von den historischen farbigen Gebäuden rund um das Rathaus beeindruckt.
Im Internet las ich, dass jeden Tag um 12 Uhr am historischen Rathaus zwei Ziegen 🐐 aus dem kleinen Fenster heraus kämen und sich mit den Hörnern aufeinander stoßen.
Eine Attraktion, die hunderte von Touristen anlockt (mich auch). Alle schauen gebannt nach oben, recken ihren Hals hoch zum kleinen noch geschlossenen Fenster. Die Sonne brennt erbarmungslos auf uns alle herab. Dann endlich, das Tor öffnet sich und zwei relativ winzige (unechte) Ziegen erscheinen, drehen sich langsam und stoßen die Hörner aneinander und das wiederholt sich 12x. Ein Wahnsinn, wofür die Menschenmenge (ich eingeschlossen🫣) sich begeistert, denn es war eigentlich nichts weltbewegendes. Danach verflüchtigt sich die Masse und der Rathaus Platz ist wieder leer. (Hier ein Mini Video mit Ziegen, macht es besser ohne Ton)
Die Altstadt ist voll von Touristen, Souvenirständen, Cafés und auch Bettlern. Hinter den schönen Häusern in den Gassen, wo die meisten Menschen nicht so entlang gehen, gibt es zahlreiche Bauruinen, Baustellen und viel Müll. Meist zeigt eine Stadt nur die besonders schöne Seite für die Touristen und die Kehrseite ist weiter außen mit etlichen Hochhäusern, Hausruinen und Baustellen. Das ist aber überall so, stellen wir fest.
Wir haben unsere polnischen Zloty alle ausgegeben. Nun, so günstig ist Polen auch wieder nicht. Aber in jedem Fall tanken wir hier noch; denn das ist dann doch billiger.
Mit einem kühlen Eiskaffee bei heißen Temperaturen von 36° C beenden wir unseren kurzen Abstecher nach Polen. Jetzt begeben wir uns wieder in Richtung Deutschland, flott über die Grenze nach Frankfurt an der Oder.
Es ist schön, wieder in €uro zahlen zu können und uns mit den anderen deutschen Campern in unserer Sprache zu unterhalten. Die deutsche Grenzstadt mit dem Fluss als Grenze zu Polen zeigt sich mit modernen Kunstwerken und einigen schönen historischen Gebäuden; jedoch auch sehr vielen Bauruinen. Wir bleiben hier ein paar Tage zum Chillen, dann fahren wir in unsere Hauptstadt.
Wir lernen die grüne Oase in Berlin Kladow an der Havel und dem Wannsee kennen. Dann treffen wir uns mit Jesko und Alina. Und besuchen auch unsere Camperfreunde Jutta und Mario auf deren Dauercampingplatz, wo wir mit dem TrauMobil ebenfalls stehen dürfen.
Mit ihnen und mit Micha feiere ich meinen 63. Geburtstag. Danke dir, mein Schatz und euch beiden für die tolle, lustige gemeinsame Zeit, für nette Gespräche und gutes Essen. Und vor allem auch für die Geschenke. (@ Jutta: Ich werde dir immer antworten 😍) Nun freue ich mich auf meine beginnende Rente mit Abschlägen.
Bald werden wir dann wieder in Kamp-Lintfort in unserem Häuschen sein. Dort müssen wir uns vielleicht erst durch einen Dschungel an Unkraut im Garten kämpfen. Aber das schaffen wir locker.
Es ist schön, andere Länder kennenzulernen und vielen netten Menschen mit anderen Kulturen zu begegnen. Aber es ist auch immer wieder schön nach Hause zu kommen. In diesem Sinne, bis bald grüßen SuMI aus dem TrauMobil.
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