Auf unserer Weiterreise durch Polen machen wir Halt in Ostróda, einer mittelgroßen Stadt in Ermland-Masuren; am Drewenz See jetzt Jezioro Drwęckie, oftmals verwechselt mit dem deutschen Osterode im Harz.
Wir nutzen das schöne angehende Herbstwetter mit angenehmen Temperaturen, um uns per Fahrrad die Stadt und die Umgebung anzuschauen, hier ein paar fotografische Eindrücke davon:
Wenn man in Deutschland erzählt, dass man nach Polen fährt, gibt es oft die Vorurteile wie …pass’ auf dein Auto auf, sonst wird es gestohlen…” und andere Stereotypen.
Dem gegenüber möchte ich nun folgende Begebenheit stellen:
Als wir schon etwa eine Stunde per Fahrrad in Ostróda untwerwegs sind, gelüstete es uns nach einem Eis. Wir halten vor einer Eisdiele an und ich will checken, wieviel polnische Zloty ich noch im Portemonnaie habe.
Ergebnis: Gar keine, da ich auf der Fahrt mein Portemonnaie verloren hatte. Nun müssen wir zunächst alle Wege wieder zurückfahren und schauen beide an dem jeweiligen Straßenrand und den Wegen, ob es da wohl liegen würde. Leider ist alle Suche ohne Erfolg. Schlussendlich haben wir die Idee, ob ich mir vielleicht eingebildet hätte, es eingesteckt zu haben und ich fahre zurück zum Wohnmobil, um es dort zu suchen.
Ich will dort gerade aufschließen, als ich einen Telefonanruf mit einer polnischen Nummer erhalte. Es ist die Polizei von Ostróda, die mir mitteilt, dass mein Portemonnaie dort abgegeben worden sei; welch’ eine Freude.
Ich fahre sofort auf die Polizeistation und nehme es dankbar in Empfang, es fehlt NICHTS!!!! Leider kann mir der Polizist auf meine Nachfrage keine Angaben über den Finder machen, ansonsten hätte ich diesem einen Finderlohn zukommen lassen.
Das große Glück ist, dass ich in meinem Portemonnaie früher eine Gravur hatte anfertigen lassen, die es der Polizei schnell ermöglichte, mich zu kontaktieren (vielleicht ist das für den einen oder anderen von Euch auch einmal eine gute Idee.
Unser nächster Stopp ist Danzig. Von der schönen Altstadt schwärmen viele Menschen, nichtwissend, dass es gar nicht die originalen Häuser sind, die dort zu bewundern sind. Im zweiten Weltkrieg ist die Innenstadt sehr zerbombt worden, allerdings sind danach die Häuser wieder aufgebaut worden und schön sind sie trotzdem.
Wir bewundern die schöne Altstadt, schlendern durch kleine Gassen mit etlichen Bernstein – Souvenirläden. Bald passieren wir die imposante Hebebrücke über die Motława und schaukeln anschließend mehrere Runden mit dem Riesenrad mit einer tollen Aussicht (hier eine kleine Diashow).
Wer nach Danzig fährt, kommt an der Vergangenheit nicht vorbei.
Zunächst besuchen wir beide das „Weltkriegsmuseum.” Versehen mit einem sehr guten Audioführer erwandern wir diese beeindruckende, beschämende und sehr gut dargestellte Ausstellung. Wir treffen hier auch viele jugendliche Besucher/Innen im Rahmen von Klassenausflügen; sehr gut, dass sie hier lernen können, wie die Anfänge damals waren (entmenschlichte Sprache, Ausgrenzung, Verfolgung, Mord) und wie wichtig es ist, wachsam und engagiert den Anfängen, die es leider heute wieder gibt, zu wehren.
Ich besuche dann auch noch das “Europäische Zentrum der Solidarität”. Ich bin zwar geschichtlich schon etwas bewandert, aber hier lerne ich doch noch sehr viel über “Solidarność” (erste frei polnische Gewerkschaftsbewegung), aber auch sehr viel darüber, wie einzelne Menschen unter Einsatz ihres Lebens und mit großen Gefahren für Leib und Leben große Dinge in der Gesellschaft in Bewegung bringen können; es sind also bei weitem nicht nur die großen Helden, denn diese Umwälzungen werden erst angeschoben durch mutige Einzelkämpfer.
Susanne besucht in der gleichen Zeit auch eine historisch wichtige Stätte, die “Westerplatte”; das ist der Ort, wo Hitler 1939 Polen überfiel und damit den zweiten Weltkrieg auslöste. Traurig ist, dass an den Ständen der Souvenirstände Gasmasken, Munition und Nachbauten von Handgranaten und Maschinengewehren angeboten werden.
Es ist für uns beide immer wieder erschütternd, wieviele Orte in Europa wir auf unseren Reisen finden, an denen Nazis ihre mörderischen Spuren hinterlassen haben.
Nun geht es weiter über Mielno an der Ostsee nach Stettin.
Diese große Stadt gefällt uns nicht so gut: Viele Baustellen, gefährlich mit dem Fahrrad zu fahren, defektes Kopfsteinpflaster mit etlichen Lücken, rücksichtslose Autofahrer, zu viele Autos in der Innenstadt, viel Lärm und ziemlich viel Müll. Wir betrachten die Top 10 Sehenswürdigkeiten und fahren bald zurück zum parkenden TrauMobil.
Trotzdem hier einige Fotoeindrücke:
Wunderbar wieder ohne Grenzkontrolle in unserem vereinten Europa erreichen wir Deutschland, nur 30 Minuten entfernt von Stettin den kleinen Ort Mescherin an der Westoder. Der Fluß ist Grenzfluß und auf der anderen Seite liegt Polen. Der Platz am Fluß kostet nur 5 € zur Übernachtung, was ein netter 85 jähriger ehrenamtlicher Verwalter einkassiert. Dann verbringen wir mit Blick auf den „deutschen“ Balken eine sehr ruhige Nacht.
Da ich mich tags darauf etwas schlapp und unpässlich fühle, fahren wir noch an einen kleinen Campingplatz am Löcknitzer See im gleichnamigen Ort Löcknitz in Mecklenburg-Vorpommern, bis es mir besser geht. Susanne erkundet derweil ein wenig den Ort.
In Fürstenberg an der Havel treffen wir uns mit meinen beiden Schwestern Rike und Netti, sowie Ulrikes Mann Marian und verbringen schöne Stunden, auch mit einer kleinen Kanufahrt vom Schwedtsee zur Havel.
Den Abschluss unserer Polen-/Deutschlandreise bildet das diesjährige Geißler-Familientreffen im Westerwald gemeinsam mit Irmgard. Es war wie immer schön und sehr familiär mit allen Anwesenden.
Wir wünschen Euch einen schönen Feiertag der deutschen Einheit und seid gespannt auf unseren nächsten Reiseblog.
Eure SuMi im TrauMobil.
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