Erde – auf der wir stehen, von der wir leben, die uns nährt.

Auf der Erde steh ich gern, fest mit beiden Beinen,                                                          kräftig schreit ich hin und lern, von den festen Steinen.

Und im Wasser schwimm ich gern, in den Silberwellen,                                                    dass ich von den Fischen lern, auf und ab zuschnellen.

Lustig spring ich in die Luft, hätt so gerne Flügel,                                                                 dass ich wie ein Vogel flög, bis zum fernsten Hügel.

Auf zur Sonne schau ich gern, schenkt sie lichte Strahlen,                                             die mit Farben duftig hell, bunte Blumen malen.

In mein Herz nun leg ich froh alle Gaben nieder,                                                                    Erde, Wasser, Luft und Licht – sind ja meine Brüder.

(frei aus der Waldorf Pädagogik)

Dieses Lied aus dem Waldorfkindergarten, welches ich mir vor einigen Jahren eingeprägt habe, zeigt mir die wundersamen Eigenschaften der vier Elemente und somit der Schöpfung. – Diesmal haben wir einmal wieder einiges aus dem “Erdreich” kennenlernen dürfen.

Diesen Blogeintrag widme ich all denen, die mit ehrfurchtvollem und gesenkten Blick zur Erde die Schönheiten und das Wunderbare der Schöpfung erkennen oder entdeckt haben; und hiermit ganz besonders meinem Vater Werner, der Mineralien und Steine sammelte.

 

Vor sehr langer Zeit, als mein Vater Werner Geißler, geb. 1924 noch ein Junge war, lernte er in seiner Heimat in Schlesien (heute Polen) die Schönheit verschiedener Steine zu schätzen. Und er begann sie zu sammeln und zu erforschen. Lange nach dem 2. Weltkrieg, als er ins Rheinland nach Wesseling zog, blühte seine Leidenschaft wieder auf und er begann sich erneut auf die Erde zu konzentrieren und nach besonderen Steinen zu suchen. Es wurde sein Hobby und er wurde ein begeisterter fachlich sich sehr gut auskennender Mineraloge. Seine Findlinge und gekauften Exemplare, alle chronologisch und nach verschiedenen Sorten, Gesteinsarten und Herkunft sortiert, wurden in mehreren Glasvitrinen zur Schau und zur Freude aller ausgestellt.

 

Als ich ein Kind war, nahm er mich oft zu seinen Exkursionen und in Steinbrüche mit. An manchem Platz haben wir zusammen mit dem Hammer und extra dafür gekauftem Werkzeug in Steinhalden, Steinbrüchen und auf der Erde gegraben, gesucht und geklopft. Zunächst mussten wir die Erde vorsichtig von den gefundenen Steinen abklopfen oder abwaschen. Erst dann konnten wir den wahren Wert unseres Schatzes erkennen. Viele Schönheiten aus der Erde fanden wir und mein Papa brachte mir die Namen der verschiedenen wertvollen und schönen Steine und Mineralien oder auch Fossilien bei. Leider habe ich die meisten Namen vergessen. An einen von mir gefundenen  goldglitzernden “Pyrit” erinnere ich mich und mein Vater klopfte mir stolz auf die Schulter. Auch Quarze, wie Bergkristall, Rosenquarz und Amethyste waren dabei, sowie andere glitzernde Steine, die besonders für meine Kinderaugen interessant waren. Ich begann ebenfalls eine mini kleine Steinesammlung in meinem Kinderzimmer.

Spätestens nach meiner Hochzeit gab es anderes zum Sammeln, und mein wertvollster Schatz Micha ist von ganz anderer Art. Doch das Interesse und das Staunen ob der Schönheit einiger Steine verlor ich dennoch nie ganz.

Als mein Vater mehr und mehr an seiner Demenz erkrankte und merkte, dass er sich weder die Namen der Steine merken, noch die vielen unsortierten Steine im Schuppen bearbeiten und sortieren konnte, stiftete er sie samt seiner Ausrüstung und der Schränke an die Stadt Flammersfeld im Westerwald. Ob es dort die Steinsammlung “Werner Geißler-Stiftung” noch gibt, weiß ich leider nicht; aber jeder von unserer Familie hat sich mindestens einen besonderen Stein als Erinnerung bewahrt. Auf unserem Balkon und verteilt in unserer Wohnung sind da noch ein paar nette Stücke vorhanden.

Als mein Vater im Jahr 2013 starb, konnten alle Trauergäste aus einer großen Schale geschliffene Edelsteine in sein Grab, anstelle von Blumen, werfen. Eine für ihn sicherlich passende und wertvolle Geste.

Irgendwie hatte es mein Vater geschafft, auch das Interesse an seiner Leidenschaft in unseren Kindern zu wecken. Ein paar Mal fuhr er damals mit unseren Kindern in Steinbrüche und sie kamen fröhlich mit dem einen oder anderen für sie wertvollen Quarzfindling zurück.

Nun sind die Enkel an der Reihe. Liegt es daran, dass viele Kinder einfach Steine und das Graben in der Erde interessant finden oder ist es eine kleine Familienleidenschaft, die da weitergegeben wurde? Egal, unsere beiden Enkel mögen Edelsteine und sammeln sie. Sie haben noch einen Sinn für das Schöne in der Erde und schauen mit wachsamen Augen hinunter. Ob es im vom Regen matschigen oder im hart bröckeligen Erdreich ist, sie finden immer etwas.

Zum Geburtstag haben wir daher unserem älteren Enkel Jannick ein Wochenende in Idar-Oberstein samt Besuch in den Edelsteinminen und dem Graben nach Steinen geschenkt.

 

Mit dem TrauMobil holen wir ihn ab. Er ist ganz aufgeregt und kann es kaum erwarten. Nach 2- stündiger Fahrt sind wir am Stellplatz in Idar-Oberstein und wollen bald zum vorher gebuchten Termin in den Besucherstollen gehen. Hier findet man die einzige zur Besichtigung freigegebene Edelsteinmine Europas.

Das Finden der Mine erweist sich allerdings als schwierig, denn wir wandern zu Fuß von der Weiherschleife und unserem Stellplatz hoch zum Steinkaulenberg. Mein GoogleMap führt uns durch den Wald und wieder heraus und ein paar Mal irgendwie im Kreis. Wir irren herum und wissen nicht, wo es weiter geht. Jannick ist so super und motzt nicht einmal. Nach mehr als 1,5 Stunden, verschiedenen Kletteraktionen im Wald und über einen Zaun, weil wir nicht alles wieder zurück gehen wollen, kommen wir erschöpft, aber glücklich an. Unser Termin ist längst vorbei, aber dank telefonischer Absprache vom Wald aus, können wir mit der späteren Gruppe in die Höhle. Was uns hier erwartet ist atemberaubend. Wir sehen nicht nur einmalig schöne Achate, sondern glitzernde Bergkristalle, Amethyste, die angeleuchtet sind und Drusen, kleine Höhlen mit Kristallen gefüllt, sowie einen unterirdischen See. Wir fühlen uns wie in einer Märchenhöhle und staunen ob der wundervollen Schöpfung in der Tiefe der Erde.

Tags darauf dürfen wir auf einem “Edelsteincamp” in der noch morgenfeuchten Erde nach Schätzen graben. Jannick und Micha sind mit großem Elan, mit Spitzhacke und Spaten dabei, während ich mich mehr dem Fotografieren und dem oberflächlichen Suchen widme.

Wir werden fündig und so manch netter Stein, sogar eine von Micha ausgegrabene “Sandrose” (auch Wüstenrose) ist dabei. Zum Schluss darf Jannick noch mithilfe des Aufsehers seine Geoden aufknacken. In einer ist eine Druse mit einem glitzernden  Bergkristall enthalten und Jannick ist sehr stolz.

Unser TrauMobil bringt uns sicher wieder zurück ans Ziel. Wir sind alle etwas ko, aber sehr zufrieden mit unseren Schätzen. Ich freue mich besonders, dass ich einmal wieder Erinnerungen an die Stein-Aktionen mit meinem Vater hatte und auch meinem Enkel davon berichten konnte.

Auf unserem Balkon betrachte ich die Steine meines Vaters und entdecke in der Erde ein weiteres Naturwunder: Schneeglöcklich im warmen November.

Erde, sie schenkt uns Leben durch alles, was dort wächst, Nahrung für Mensch und Tier und wunderbare Schätze. Ganz liebe Grüße von SuMi. Bleibt gesund.


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Kommentare

10 Antworten zu „Erde – auf der wir stehen, von der wir leben, die uns nährt.“

  1. Avatar von Inna Batulina
    Inna Batulina

    Zehr schon. Bravo, Susanne, Michael und Jannik
    Ich liebe 🤟 💘

    1. Avatar von susanne

      Danke sehr. Viele Grüße von uns. ❤

  2. Avatar von Petra Graf
    Petra Graf

    Was für eine wundervolle Schatzsuchergeschichte! Das war Balsam für die Seele! Danke, dass ich daran teilhaben durfte 🙏🍀😘

    1. Avatar von susanne

      Welch nette Worte. Danke, liebe Petra. Sei stets wachsam mit Blick auf die herrlichen Dinge der Schöpfung. Beste Grüße von Susanne

  3. Avatar von Marian
    Marian

    … coole Aktion …

    1. Avatar von susanne

      Lieber Marian. Danke, ja, das war es wert. Seid lieb gegrüßt von uns beiden.

  4. Avatar von Angela Kunst
    Angela Kunst

    Danke, dass wir mit Euch einen Ausflug in die Welt der Steine machen konnten und einen kleinen Blick in die Familiengeschichte werfen durften! Schön!
    Herzlich, Angela

    1. Avatar von susanne

      Liebe Angela. Besten Dank für die lieben Worte und Grüße. Auch dir von Herzen das Beste und liebe Grüße von uns.

  5. Avatar von Jesko
    Jesko

    Ach wie schön! Dass Jannick auch so spaß mit Steinen hat 🙂

    1. Avatar von susanne

      Ja, da kannst du mal sehen, was dein Opa mit seiner Leidenschaft bewirkt hat…und das, obwohl er nicht mehr unter uns weilt. Schöne Grüße, Su-Mi

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