Diesmal ist es eine ferne Reise ohne Wohnmobil und nur von Micha, denn er ist in den nächsten 3 Monaten als freiwilliger Helfer in Uganda tätig. Er ist dort tätig in einer österreichischen Organisation, die verwaiste oder ausgesetzte Kinder aufnimmt, betreut und großzieht. Lest hier, wie es begann, mit dieser Organisation.
Als die Gründerin Ann-Kathrin Uhlmann 2008 von einer großen Reise zurückkam, brachte sie den Wunsch mit, etwas zu tun, das eine Bedeutung hat.
Afrika ist ein wunderschöner Kontinent mit atemberaubenden Landschaften, beeindruckender Wildnis und freundlichen, offenherzigen Menschen. Aber speziell in Uganda hat auch jedes 10. Kind seine Eltern verloren und die Lebenserwartung liegt bei nur 48 Jahren. Für einen großen Teil der Bevölkerung ist das alltägliche Leben sehr schwierig. Ann-Kathrin Uhlmann wollte aktiv werden und dazu beitragen, dass sich das Leben zum Guten wendet und wieder eine Zukunftsperspektive für diese Menschen hat.
Im Jahr 2014 gründete Ann-Kathrin Uhlmann den gemeinnützigen Verein „Terra Varietas“ in Österreich. Agnes Lubega hat im Jahr 2010 ein großartiges Projekt in ihrer Heimat Uganda gestartet. Sie nimmt in einem kleinen Haus weggelegte Babies und Kleinkinder auf, die oft in einem katastrophalen Zustand sind.
In den ersten 5 Jahren konnten so über 50 Kleinkinder gerettet und mit Liebe betreut werden.
Seit August 2015 besteht eine Partnerschaft zwischen Terra Varietas und Aggie’s Baby Home! (Texte entnommen von Terra Varietas) Ehrenamtliche Helfer werden immer gebraucht und die Organisation freut sich stets über Voluntäre. Micha ist einer davon. Die Organisatoren freuen sich und haben Micha richtig nett empfangen und sogar im Newsletter einen Eintrag geschrieben:
“Gestern ist ein neuer Volontär im Projekt angekommen. Wir freuen uns über die Ankunft von Michael Habert.
Er lebt in Troisdorf nahe Köln. Seit mehreren Jahrzehnten arbeitet er in sozialen Einrichtungen, ambulant und stationär, seit über 25 Jahren in verschiedenen Leitungstätigkeiten.
Ich bin als neuer Volontär am 01.08.22 gegen 14:00 Uhr in Entebbe angekommen.
Nachdem ich in Dubai zunächst zwischengelandet war, brach kurze Zeit später dort ein Feuer aus und der Flughafen musste geräumt werden. Trotzdem ging es dann pünktlich weiter und ich war froh, dass mich Ben, Mabel und Betty am Flughafen in Entebbe so nett empfangen haben.
Mit dem Auto fuhren wir dann etwa eine Stunde durch die Hauptstadt Kampala und die Ortschaft Kasenge zu „Aggies Baby Home“, das malerisch auf einem Hügel liegt. Dort wurde ich bereits von vielen lachenden Kindern empfangen. Sie zupften sofort neugierig an meiner weißen Haut und waren sehr offen zu mir. Da es bereits zwei Kinder mit dem Namen Michael gibt (Mikel und Mikel Senior) wurde ich von den Kindern auf „Mikel Papa“ getauft und fortan immer so gerufen.
Nachdem ich mein Einzelgästezimmer bezogen hatte (komfortabel mit großem Bett, Badezimmer mit Dusche und mit drei Gekos an der Decke) lernte ich dann noch viele andere Kinder kennen, deren Namen ich mir zunächst einmal gar nicht merken konnte.
Viele der Kinder können englisch sprechen und wenn das auch nicht klappte, dann geht es immer mit Herz, Lachen sowie Händen und Füßen; genauso ging es mir auch bei den Mitarbeiterinnen und Ben. Die erste Woche ging ziemlich schnell vorbei und die Zusammenarbeit mit den anderen drei Volontärinnen ist auch sehr gut.
Nach einigen Tagen ging ich dann mit wacheren Augen durch die Räumlichkeiten und durch das Gelände und sah, dass in der zweijährigen Coronazeit, wo Besuche von außerhalb nicht möglich waren, trotz der engagierten Arbeit der anwesenden Uganderinnen und Ugandern doch vieles
liegen geblieben war und jetzt Reparaturen und Verschönerungen in Angriff zu nehmen waren.
Die großzügige Spende aus Deutschland – gesammelt von meiner früheren Presbyterkollegin -, der Spendentopf der drei Volontärinnen und mein „Heimwerkerauge“ ermöglichten mir dann verschiedene Reparaturarbeiten:
Mehrere Ventilatoren funktionierten nicht mehr, obwohl Strom vorhanden war; die Deckenlampen im Raum neben der Küche hatten ebenfalls ihren Dienst versagt; die Zuleitung der Wasserpumpe draußen hatte keine adäquate und sichere Verbindung zum Strom; der Schlauch zur Tankfüllung des oberen Wasserbehälters war defekt; die Waschmaschine ebenso und einiges mehr.
Das alles wäre in Deutschland sehr schnell reparabel, hier aber gibt es andere Wege und andere Zeiten und oftmals leider auch nicht das, was ich brauchte.
Zunächst stellte ich fest, dass es keinerlei Werkzeug gab. Ich ging also 30 Minuten zu Fuss nach Kasenge, um dieses irgendwo käuflich zu erwerben. Ich musste sehr viele einzelne kleine Läden besuchen, um mir ein wenig Werkzeug zusammen kaufen zu können. Sehr lange suchte ich dann auch nach einem Werkzeugkoffer – um die Dinge dauerhaft ordentlich zusammen zu halten – den es aber nirgendwo gab. Dann kam ich jedoch mit einem netten Mann in einem Laden in ein Gespräch, der mir nun diesen irgendwo organisiert und mich dann zurückruft, wenn der Werkzeugkoffer geliefert ist (den zweiten Werkzeugkoffer werde ich dann zum Erste-Hilfe-Kasten umrüsten).
Wichtig ist mir, Menschen von hier in die Arbeiten mit einzubinden und sie bei Bedarf anzulernen, die Dinge selbstständig zu machen.
So begann ich mit Käyesu die Malarbeiten in der Küche, wo wir mit der von den Mitarbeitern ausgesuchten rosa Farbe eine Wand gestalteten. Sie arbeitete mit meiner Anleitung mit dem Pinsel und ich mit der Rolle. Sie machte das gut und ausdauernd und war am Schluss stolz auf das fertige Ergebnis, wie man auf den Fotos sehen kann.
Mikel Senior war sehr wissbegierig, als ich mit ihm und Käyesu den Ventilator reparierte. Danach zeigte ich ihm, was bei Arbeiten mit Strom wichtig und was gefährlich ist. Anschließend montierte er mit meiner Hilfe einen neuen Lichtschalter in der Küche. Ein neuer Ventilator ist von uns dreien im Schlafraum montiert- und er funktioniert!!
Wir versuchten den vorhandenen zu reparieren, aber das hat nicht geklappt, daher musste ein neuer Ventilator gekauft werden. So werden Mikel Senior und ich in Zukunft noch weitere Elektroarbeiten vornehmen.
Einen weiteren „Lehrling“ gewann ich mit Bonni, der nachts hier im Sicherheitsdienst arbeitet und den ich dann nachmittags ebenfalls in Elektroarbeiten einweisen werde.
In meiner ersten Woche sah ich auch viele Wunden insbesondere an den Füßen und Beinen der Kinder, die sich wegen des Barfußlaufens diese immer wieder verletzt hatten. Ich hatte ja einige Verbandstaschen mitnehmen können und verarztete dann viele Wunden; die Kinder genossen diese
Aufmerksamkeit sehr. Schnell merkte ich jedoch, dass ich viel zu wenig Material hatte. Und so machte ich mich erneut zu Fuß auf den Weg nach Kasenge und wurde in einer gut geführten kleinen „Apotheke“ fündig. Dort kam ich in ein längeres Gespräch mit der Apothekerin, an dessen Ende sie mich für nächste Woche zu ihrer Familie in ein Dorf hinter Kampala einlud, was ich gerne annahm, um einen weiteren Einblick in die ugandischen Lebensverhältnisse zu bekommen.
Natürlich kommt auch das Spielen mit den Kindern nicht zu kurz. Fußballspiele, Uno und Memory sind zurzeit die Favoriten. Einige Spiele wurden von Voluntären mitgebracht und die Kinder lernen sehr schnell.
Hier noch einige Foto-Eindrücke:
Auf dem Weg nach Kasenge lernte ich Beyoncé kennen. Sie zeigte mir an ihrem Haus, wie sie mit Bastarbeiten den Lebensunterhalt ihrer Familie
sichert. Auch ihren Vater, der Physiklehrer istlernte ich kennen und wir hatten ein gutes Gespräch.
Die erste Woche verging wie im Flug und vieles war natürlich neu und ungewohnt oedr sogar ungewöhnlich für mich.
Aber von meinen verschiedenen Reisen in der Vergangenheit habe ich gelernt, Dinge, die ich zunächst für seltsam oder zumindest gewöhnungsbedürftig hielt, erst einmal so stehen zu lassen und sie dann etwas später mit einem anderen Blick und Verständnis einer anderen Kultur neu anzuschauen.
Mittlerweile hat sich für mich abends eine „Verbandssprechstunde“ etabliert. Anfangs hatte ich die Wunden der Kinder im Laufe des Tages versorgt, aber dann hielten die Pflaster und Verbände kaum, da die Kinder spielten und mit Wasser in Berührung kamen. Nun mache ich es immer kurz vor deren Schlafengehen und werde dann auch schon erwartet. Alle wollen immer sehen, was in dem Werkzeugkasten, den ich von Spendengeldern gekauft und in eine Medikamentenbox umfunktioniert hatte, so alles darin ist. Es gibt dann immer ein großes Gedränge und jeder möchte einmal eine Spritze oder ein Pflaster in die Hand nehmen. Besonders beeindruckt sind sie immer von der Stirnlampe, die ich brauche, da es mir trotz mehrerer Versuche neue Neonröhren zu organisieren bisher nicht gelungen ist, die defekten Deckenlampen wieder in Gang zu setzen. Trotz einiger schmerzhafter Wunden insbesondere an den Zehen sind sie alle immer sehr tapfer und beeindrucken mich sehr.
Für einen Tag hatten sich Lisa, Franziska und Merle, die als Volontärinnen mit mir hier sind, vorgenommen, die von ihren gesammelten Spendengeldern gekauften Lebensmittel wie Reis, Bohnen, Mehl etc. in einem der 57(!) Slums von Kampala zu verteilen. Ich hatte mich für diesen Tag für die medizinische Hilfe ausgerüstet und begleitete sie.
Das Slum „Katwe“ ist wie alle Slums ein Armutszeugnis für Uganda und ein Versagen der Behörden und der Regierung, sich um die armen Menschen zu kümmern. Es liegt in Sichtweite der glänzenden Bürotürme der reichen Menschen und ist von diesen durch eine Mauer abgegrenzt.
Hier “hausen” hunderte Kinder und Erwachsene unter erbärmlichen Bedingungen: Offene Hütten, Abwassergraben mit stinkenden Fäkalien und Müll, engste Lebensverhältnisse mit viel Not. Und trotzdem schaffen es diese Menschen, ihre Würde zu behalten. Leider habe ich mir bei der Hilfe irgendwie einen Virus eingefangen.
Die Woche endete mit einem mehrstündigen starken Regen (meine nächste Aufgabe ist daher die Reparatur der Regenrinne). Ich musste das Wochenende aber leider in meinem Zimmer verbringen, da ich eine heftige Magen- Darmgrippe mit gleichzeitig starkem Husten und Schnupfen bekam. Als dann nachmittags das Fieber bei fast 40 Grad angelangt war, fuhr mich Ben unser Manager dann doch zu einem Arzt ins Krankenhaus nach Kampala. Dort versorgt mit mehreren Spritzen und einer Infusion kehrten wir dann am frühen Morgen zurück. Weitere zwei Male musste ich mir dann dort noch Spritzen geben lassen, aber nun ist alles überstanden. Und weitere Wochen erwarten mich hier.
Beera bulungi! (Alles Gute/Auf Wiedersehen)
Euer Michael
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