Von Graz kommend überquerten wir die ungarische Grenze – ohne Grenzbeamten, ohne Kontrolle, ohne Fiebermessen.
Direkt hinter der Grenze hieß es erst einmal elektronische „Wegelagerer-Maut“ kaufen und dann auch noch Euros in Forint umtauschen, da Ungarn zwar unerklärlicherweise immer noch zur Europäischen Union gehört (trotz des dortigen aus meiner Sicht autokratischen Herrschers Orban und seiner fremdenfeindlichen und rassistischen Politik), aber eben nicht den Euro eingeführt hat.
Wir fuhren auf direktem Weg nach Újireg, eine halbe Stunde vom Balaton (Plattensee) entfernt. Dort in Újireg standen wir auf einem wunderschönen „Stellplatz“ umgeben von einem Walnuss-, einem Kirsch-und einem Maulbeerbaum – alles in absoluter Ruhe mit kostenlosem Strom (und Wasser), persönlich begrüßt von Sándor, einem netten Nachbarn. Des Rätsels Lösung: Susannes Schulfreundin Lorena aus ihrer Grundschulzeit (siehe Blog Be-Ne-Lux: Eifel) hat dort zusammen mit ihrem Mann Frank ein Ferienhaus, in deren Garten wir eine Woche stehen durften. Es war wirklich sehr ruhig, nur unterbrochen von Rasen mähenden Nachbarn und ein paar bellenden Hunden.
Die Freundlichkeit eines der netten Nachbarn konnten wir an einem der Folgetage in Anspruch nehmen, als unser Bambino „Luftschwierigkeiten“ hatte (er saugte statt Benzin zu viel Luft an) und der Nachbar kurzerhand den Fehler fand und reparierte: Die Schrauben des Vergasers hatten sich vom Luftansaugschlauch gelöst (wahrscheinlich aufgrund der schlechten Straßen hier in Ungarn). Seine Mutter sprach Deutsch (aus der Schulzeit) und half beim Übersetzen.
Von Újireg aus unternahmen wir einige Tagestouren in die Umgebung. In der Nähe und in diesem Gebiet gibt es unzählige riesige Felder mit Sonnenblumen, deren herrliches Gelb weit über die Gegend leuchtet. Angeblich soll Ungarn Europas zweitgrößtes Exportland von Sonnenblumen sein.
Wir fuhren nach Pécs, eine große Stadt mit vielen Bauwerken aus der Gründungszeit der Römer. Auf einem Platz dort stand eine alte gelbe Straßenbahn, deren letzte Fahrt an Susannes Geburtstag war: Am 31.08.1961. Ein junger Mann saß dort drinnen und arbeitete an einem Laptop und wir konnten auch von innen ein paar Fotos machen. An diesem sehr heißen Tag – eine Eisdiele haben wir bisher immer an jedem Ort gefunden, so auch hier -besichtigten wir auch die große Kathedrale, die innen teilweise renoviert wird und wir erstiegen den hohen Glockenturm, von dem man eine herrliche Aussicht auf die Stadt hatte. Hier fanden wir einmal wieder ein Beispiel, wie verschiedene Religionen nacheinander Gotteshäuser benutzten und die “Vorreligion“ nicht durch Abriss des Gebäudes entwürdigen: Die aus dem 16. Jh. erbaute Moschee des Pachas Gasi Kassim ist heute eine katholische Kirche, der Kuppelbau der Moschee ist erhalten geblieben.
Zwischen unseren Tagestouren legten wir auch immer einen Ruhetag ein, um beispielsweise alte Ziegelsteine für Lorenas und Franks Garten hübsch zu bemalen (von Susanne) und das Dach des TrauMobil‘s zu reinigen (durch mich). Und immer wieder gibt es auch mal einen Spieleabend.
Nachdem der Bambino repariert wurde (siehe oben) fuhren wir dann auch noch nach Siófok an den Balaton. Er ist der größte und bedeutendste Steppensee Mitteleuropas und mit 79 km Länge größer als der Bodensee. Wir genossen bei hochsommerlichen Temperaturen das warme Seewasser und gönnten uns zum Abschluss noch die ungarische Spezialität Lángos, ein Fladen aus Hefeteig, der in Fett gebacken wird und den wir typisch für Ungarn mit Sauerrahm und geriebenem Käse aßen – herrlich!
Weiterhin besuchten wir noch Szkesfehérvar (die ungarischen Wörter sind für uns wirklich sehr fremd und kaum aussprechbar). Diese Stadt wird von den Ungarn auch “Stadt der Könige” genannt, da sie im Mittelalter neben Buda die Krönungsstadt der ungarischen Könige war. Hier gab es zwar auch einiges zu sehen, aber die offiziellen Schilder, zur Erklärung angebracht, waren alle nur auf Ungarisch. So nimmt man uns Touristen leider die Möglichkeit, mehr über die ungarische Geschichte zu erfahren. Es wäre schön gewesen, wenn die Schilder wie z.B. in vielen anderen Ländern auf Englisch wären.
Auch in der Nähe des Balaton liegt die Kurstadt Hévic mit einem schwefelhaltigem Thermalsee. Sie wurde uns von einigen Menschen wärmstens empflohlen. Bei sommerlichen 30° Grad war das Wasser mit 25°Grad badewannentauglich. Viel sehenswertes haben wir in diesem Ort außer der blauen Kirche nicht entdeckt, diese war jedoch besonders schön. Der Rest des Kurbades ist auf die meist älteren Thermalbadbesucher ausgerichtet.
Nach der langen Zeit, die wir mit dem Wohnmobil schon unterwegs sind, stellten wir immer wieder fest, was sich bewährt hat und was nicht bzw. was man auch anders machen könnte. So haben wir uns entschlossen unsere alten funktionsfähigen Fahrräder bei Lorena und Frank als kleines Dankeschön zu lassen und werden uns vielleicht irgendwann leichtere und kleinere Falträder kaufen. Nach Újireg fuhren wir in die Hauptstadt Budapest.
Hier waren wir vorher schon mal, deshalb schauen wir uns bewusst diesmal anderes an. Sehr schön ist die Margareteninsel. Vor allem war der schattige Park bei der totalen Hitze angenehm. Am Musikbrunnen weilten wir eine gute Zeit und lauschten und staunten einmal wieder. Der Stellplatz nahe dem Zentrum war sehr laut, zumal an einer sehr belebten Strasse, die Bahn um die Ecke und Fluglärm. Tags darauf wechselten wir gerädert zum etwas entfernter gelegenen Campingplatz. Für uns nach der Nacht ein Paradies.
Da der Bambino erneut Probleme machte, ließen wir ihn für die weitere Ungarnzeit vorerst bei Lorena im Garten und werden ihn dort wieder abholen, bevor es zurück geht.
Doch nun werden wir zunächst zum Flughafen Budapest fahren um dort Familienmitglieder abzuholen. Warum und wen, erfahrt ihr im nächsten Blog.
Bis dahin beste Grüße von SuMi
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