Aus dem Internet und den Zeitungen, die Micha immer wieder mal an einem Kiosk ergattert, erfahren wir, dass in Bayern dieses Jahr der Juni seit 30 Jahren der regenreichste war.
Das können wir bestätigen! Wir hatten uns ja wirklich schon gewundert. Und nun?
Geht das in Österreich so weiter?
Wir haben tatsächlich beides hier erlebt: sehr regenreiche Tage, aber auch heißes und schwüles Sonnenwetter.
Da wir beide unabhängig voneinander als Kinder mit unseren Eltern einige Male im Österreich-Urlaub waren, beschließen wir, nun nur zwei größere Städte zu besuchen.
Salzburg – liegt gleich um die Ecke von Berchtesgaden, knapp 30 km gefahren und schon sind wir da. Der große relativ neue Stellplatz, etwas außerhalb der City, bietet alles, was wir brauchen. Sogar die Duschen sind offen und wir nutzen sie gerne, da sie geräumiger sind, als unsere kleine TrauMobil-Dusche.
Gleich nach unserer Ankunft haben wir Glück, denn die Sonne scheint.
Die Altstadt mit den vielen kleinen Gassen lockt uns zum längeren und ausgiebigen Bummel ein. Mehrmals kommen wir am Rathausplatz mit dem alten Rathausturm vorbei und ebenso den Mozartplatz mit seinem Denkmal sehen wir an den unterschiedlichen Tagen ein paar Mal. Wunderschön anzusehen ist der große Brunnen am Residenzplatz mit den steinernen Pferden vor dem Domplatz. Etliche Pferdekutschen warten auf Touristen, um sie so hoch zu Ross bzw. in der offenen Kutsche die Stadt erkunden zu lassen. Uns tun die Pferde leid, die in der prallen Sonne auf Kundschaft warten müssen. Der Dom selbst ist eine Wucht; von außen wie von innen. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, denn die vielen kleinen Kapellennischen und grandiosen Wand- und Deckenmalereien sind atemberaubend schön. Unten im Gewölbekeller wird es fast noch schöner. In warmen Tönen finden wir hier eine beleuchtete Glastüre und dahinter verbirgt sich ein weiterer kleiner Andachtsraum. Da es im Dom kühler ist, als draußen in der heute fast sengenden Sonne, halten wir uns gerne eine gute Weile hierin auf.
In der langen Getreidegasse, die eine belebte Fußgängerzone ist, kommen wir an einigen älteren Gebäuden vorbei, wie ebenso dem Geburtshaus von W.A. Mozart. Oben ist ein kleines Museum drin, unten befindet sich ein SPAR-Markt. Auf der anderen Seite des Flusses Salzach steht das Wohnhaus von Wolfgang Amadeus. Auch hierin befindet sich ein Museum, da aber die Sonne scheint, beschließen wir nicht ins Museum zu gehen.
Auch der Dirigent Herbert von Karajan wurde in Salzburg geboren und sein Geburtshaus samt Denkmal steht gleich hinter der Fußgängerbrücke mit den vielen „Liebesschlössern“. Auf unseren Besichtigungs- und Entdeckungstouren kommen wir an vielen schönen Kirchen vorbei, die wir, wenn sie geöffnet sind, von außen und innen betrachten.
Irgendwann ist auch unser obligatorischer Eis-Café Besuch dran und im Café Habakuk, welches nach dem berühmten österreichischen Clown Habakuk (Arminio Rothstein) benannt wurde, genießen unsere Pause.
Für mich gibt es den Mozart-Sinfonie- Eisbecher mit echten Salzburger Mozartkugeln. Hmm, lecker. Überhaupt gibt es hier nun wirklich unendlich viele Variationen der Schokokugel mit Nugat, Pistazien und / oder Marzipan. Ich liebe sie alle. Die größte – leider nicht essbare – steht hinter dem Dom auf dem Kapitelplatz: eine überdimensionale goldene Kugel mit einer männlichen Figur darauf.
Am alten Friedhof St. Sebastian mit vielen schönen und feudalen Familien-Grabstellen und – Nischen sowie aufwendig verzierten Grabsteinen soll auch das Grab von Constanze Mozart und ebenso ein Denkmal von Paracelsius sein. Ersteres haben wir leider nicht gefunden.
Mit der Festungsbahn lassen wir uns hoch auf den Mönchsberg zur Festung Hohensalzburg bringen. Besonders vom höchsten begehbaren Turm haben wir eine rundum herrliche Aussicht auf ganz Salzburg und Umgebung. Die Festung ist sehr groß und wir verweilen hier einige Stunden, bis wir alles entdeckt und gesehen haben. Auch ein kleines Marionettenmuseum befindet sich hierin.
Am Fuße des Berges ist der zweite gut erhaltene alte Friedhof. Am St. Peters- Friedhof sind in den Berg eingelassene Katakomben, die wir uns anschauen. In der unteren Höhle befindet sich die von 1178 eingeweihte „Gertraudenkapelle“, in der auch heutzutage noch Messen gefeiert werden. Weitere Stufen höher steht der Glockenturm gleich neben einer Aussichtsplattform und weitere Stufen höher kommen wir zur Doppelhöhle der „Maximuskapelle“. Zwei Altäre aus dem Jahr 1530 und einige in der Bergwand eingelassene Nischen runden diese ehemalige Einsiedelei ab.
Auf der anderen Flussseite erklimme ich die vielen Treppen zum Kapuzinerkloster samt der daneben befindlichen Kirche. Beides steht auf dem Kapuzinerberg, von dem ich einen schönen Blick auf die Stadt habe.
Prachtvoll erscheint uns der wunderschön angelegte Park von „Schloss Mirabell“ mit seinen Pflanzen, Baumreihen, dem Pegasus- Brunnen und dem Zwergelgarten. Hier flanieren wir eine Weile lang umher, bis unsere Füße lahm sind.
An einem Tag findet ein Musikfestival in der Stadt statt und überall in den Fußgängerzonen sehen und hören wir Musiker mit toller life Musik.
An anderen Tagen und insbesondere fast jede Nacht regnet es und wir nutzen diese Zeit zum Wäsche waschen, TrauMobil aufräumen und lesen. Irgendwann fahren wir weiter.
In Graz, der zweitgrößten Stadt von Österreich, erwartet uns ein noch schönerer Stellplatz. Er ist fast so komfortabel wie ein Campingplatz. Direkt daneben gibt’s sogar ein großes Freibad; aber wir nutzen es nicht, obwohl es teilweise sehr schwül wird. Wir erfrischen uns unter der kalten Dusche und betrachten lieber diese bunte Stadt voll junger und hipper Menschen.
Auch Hanna, eine 20 jährige Deutsche gehört zu ihnen. Wir treffen sie am Stellplatz und helfen ihr mit unserem Stromkabel beim Aufladen ihres Handys (hatte sie vergessen). Abends sitzen wir noch eine Weile vor unserem TrauMobil und sie berichtet, dass sie in Österreich studieren will, da in Deutschland für ihr Studienfach ein Numerus Clausus erforderlich sei, während dies in Österreich nicht der Fall ist. Graz gehört zu ihren Favoriten.
Tatsächlich sehen wir hier viel mehr jüngere Leute in engen Shorts, Tops und modisch gekleidet – von Dirndl und Trachten ist hier nicht die Rede, wenn es auch ein paar Trachtenläden gibt. Am Färberplatz, auch Bermudadreieck genannt, reiht sich eine Bar an die nächste und ebenso Cafés und Restaurants, und die jungen und junggebliebenen Menschen sitzen bei einem Glas Bier oder Aperol Spritz eng beieinander.
Uns fällt auf, dass man hier in Österreich etwas lockerer mit Corona umgeht. Es herrscht z.B. keine Maskenpflicht. Während wir brav unseren Mundschutz in den Geschäften und Cafés anziehen, werden wir stets freundlich darauf hingewiesen, dass man das hier nicht (mehr) braucht.
Die Altstadt mit ihren schön verzierten Gebäuden im Renaissance- und Barockstil sowie den schmalen Gassen lädt uns zum Staunen und Fotografieren ein. Das Rathaus am Hauptplatz bildet das Kernstück der mittelalterlichen Stadt. Dennoch ist es etwas schwierig ein Foto ohne die Leitungen der Oberleitungsbusse und Straßenbahnen zu bekommen.
Eines der Wahrzeichen von Graz ist der jahrhundertealte Uhrturm auf dem Schlossberg. Von einer Seite fährt eine Seilbahn hinauf, aber ebenso führen schöne Treppen, sowie ein gläserner Lift hinauf. Wir nehmen den Lift und besichtigen oben angekommen, den Uhrturm, Teile der Schlossburg, den chinesischen Pavillon und die schön angelegten Parks. Es führt auch durch den Schlossberg eine 175 m lange Rutsche, die 64 Meter mit ca. 25 Std/km hinab saust. Dies soll die höchste Indoor-Rutsche in Europa sein; aber als wir uns die Rutsche mit den vielen Kurven genauer ansehen, beschließen wir lieber doch die Treppen bergab zu nehmen.
Entlang der Mur, dem Fluß, der durch Graz fließt, führt ein schöner Promenadenweg. Im Wasser entdecke ich bei einem Ausflug ohne Micha die „Murinsel“, eine schwimmende Plattform mit Café und Theater, die über zwei Stege mit den beiden Murufern verbunden ist und wie eine Muschel aussieht.
Kurz hinter dem „Mariahilferplatz“ mit gleichnamiger Kirche sehe ich das Kunsthaus Graz. Das Kunstmuseum für Zeitgenössische Kunst in seinem blauen Gebäude steht im Kontrast zu den alten Gebäuden. Für mich sieht es aus wie ein Fisch mit Noppen und Glubschaugen oder ein Ufo mit tausend Fenstern. Wir finden es eher unpassend zu dieser alten Stadt, aber es ist durchaus künstlerisch.
Sehr empfehlen können wir „Schloss Eggenberg“, das wir eher zufällig entdecken. Während der informativen Führung erfahren wir viel über dieses besondere Bauwerk. Das Schloss selbst steht etwas versteckt in einem riesigen Park mit altem Baumbestand und einem hübschen mit Blumen verzierten Teich.
Das Schloss aus dem 17. Jahrhundert gehört zu den bedeutendsten barocken Schlossanlagen der Steiermark und zählt zu den wertvollsten Kulturgütern Österreichs.
Der Schöpfer der Schlossanlage Fürst Johann Ulrich von Eggenberg baute sich 1625 ein Schloss mit makrokosmischer Symbolkraft. Vor allem Astronomie, Astrologie und Alchemie waren damals wichtige Bestandteile der Bildung eines weltgewandten Fürsten. 4 Türme symbolisieren die vier Jahreszeiten und zeigen in die vier Himmelsrichtungen, sie stehen ebenso für die 4 Elemente. 12 Tore stellen die Monate und 365 Fenster die Tage eines Jahres dar. Im 2. Obergeschoss sind außen ringförmig 24 Prunkräume angeordnet, die die Stunden eines Tages symbolisieren. So führt sich vieles weiter und ergibt jeweils einen Sinn und eine mathematische Logik. Besonders prachtvoll ist der Planetensaal mit den Darstellungen der verschiedenen Planeten an den Deckengemälden . Leider darf man in den Prunkräumen nicht fotografieren.
Unser abschließender Spaziergang durch den großen Park bis hin zum Planetengarten und dem Finden von abgeworfenen Pfaufedern der vielen Pfaue, die den Park beleben, ist die Krönung dieses Besuchs.
Graz hat sicherlich noch viel mehr zu bieten, so wie jede Stadt, die wir bisher besuchten, aber für unsere Eindrücke ist es genug und reicht aus.
In der Nacht tobt einmal wieder ein sintflutartiges Gewitter und wir sind froh, dass wir an den Sonnentagen die Zeit zum Erkunden genutzt haben.
Die Österreicher grüßen (und verabschieden) sich sehr unterschiedlich (siehe Titel); jedoch die meisten insbesondere jüngeren Menschen sagen „Hallo“ oder „Hi“, so wie fast überall und wir mit unserem „Servus“ beim Verabschieden gehören somit auch eher zur Seltenheit.
Jetzt fahren wir weiter – in ein Land, in dem wir mit großer Sicherheit Sprachverständigungsschwierigkeiten haben werden. Bis bald dann also wieder.
Viszontlátásra
Eure SuMi mit TrauMobil und Bambino
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