Ja, wir konnten es kaum erwarten:
Jeden Tag hörten wir aufmerksam die Radionachrichten, um zu erfahren, wann wir wieder reisen dürfen. Natürlich hatten wir uns brav an alle Beschränkungen gehalten, aber irgendwie wollten wir wieder los.
Nachdem wir wieder alles in unserer Wohnung eingepackt und Strom ausgeschaltet hatten,
machten wir uns dann wieder auf den Weg, zunächst durch Deutschland, da es ja dort wieder erlaubt war. Außerdem gibt es ja in Deutschland auch sehr viele schöne Landschaften zu entdecken, das hatten wir ja letztens am Chiemsee bereits erlebt.
Als Start verbrachten wir mit Silja und ihrer Familie eine schöne Zeit auf einem Naturcampingplatz in der Eifel in der Nähe von Manderscheid. Sehr schön gelegen im Grünen und wunderbar still; hier genossen wir ein paar angenehme und erfüllte Tage miteinander.
Das Besondere an unserer jetzigen Fahrt ist, dass wir getrennt fahren, da wir nun mit unserem TrauMobil und unserem neuen (24 Jahre alt) kleinen roten Bambino fahren. Damit können wir dann mehr in die ganz kleinen Orte und Straßen fahren, um noch mehr sehenswertes zu erleben.
Erste Station war Eisenach. Das Wetter war noch warm und sonnig und so wanderten wir zur bekannten “Drachenschlucht”. Bedingt durch Corona war der übliche Weg zur Drachenschlucht als Einbahnweg gestaltet und so wanderten wir zunächst fast zwei Stunden durch grüne Wälder mit kleinen Seen; sehr viel Natur und einfach mal so zum Genießen, obwohl wir beide nicht die großen Wanderer sind. Über feuchte Wege und sehr enge Durchgänge erwanderten wir dann die Drachenschlucht, sehenswert!
In Eisenach bewunderten wir die prachtvoll renovierten Häuser und schönen kleinen Gassen und schon einmal von Ferne die berühmte “Wartburg”. Im “Bachhaus” wurde das Leben von Joh. Sebastian Bach in vielen Einzelheiten dargestellt. Interessant fand ich, dass es so viele unterschiedliche Abbildungen von ihm, es aber letztlich nur ein Originalbild von ihm gibt, das zeigt, wie er wirklich aussah. In einem kleinen Musiksaal wurden uns dann noch drei kurze Musikstücke dargeboten, gespielt auf einem Cembalo und einer kleinen Orgel.
Das “Lutherhaus” war leider noch wegen Corona geschlossen. Dafür besichtigten wir die Wartburg und sahen nicht nur Luthers kleine Stube, in der der Theologe Martin Luther das Neue Testament aus dem griechischen Text ins Deutsche übersetzte. Da Luther als Reformator geächtet war und in Lebensgefahr schwebte, nahm Friedrich der Weise Luther nach einem vorgetäuschten Überfall in Schutzhaft. Im Jahr 1521 wurde er in sein Versteck gebracht und verwandelte sich dort zum Junker Jörg. In der Stube sieht man sogar den Tintenfleck (der allerdings heutzutage immer wieder nachgezeichnet wird), den Luther laut einer Legende nach dem Teufel geworfen habe. Wir fanden die reich verzierten goldgeschmücktem Wand- und Deckenmalereien im Festsaal und den anderen Burgräumen besonders sehenswert.
Bei der Weiterfahrt von Thüringen nach Bayern entdeckten wir das “Deutsch-Deutsche Freilandmuseum” Behrungen bei Grabfeld und betrachteten es.
Im Jahr 1999 entdeckte eine vermögende unterfränkische Familie eher zufällig die dem Verfall überlassenen Reste der früheren DDR-Grenzbefestigung bei Behrungen in Thüringen. Zu diesen Baulichkeiten gehörte ein ehemaliger Wachturm, dieser wurde bis 1990 von den DDR-Grenzsoldaten militärisch genutzt. Auch Fragmente der Zaunsperren sowie diverse militärische Fahrwege fanden sich noch im Areal.
Innerhalb einer ca. einjährigen Gestaltungsphase wurde nun der Turm durch private Hand an Wochenenden sowie Urlaubs- und freien Tagen komplett renoviert. Mehrere tausend Arbeitsstunden mussten hierfür aufgewandt werden; auch die finanziellen Aufwendungen konnten aus eigenen Mitteln bestritten werden. So konnten wir einen alten Grenzturm (leider geschlossen), mehrere Sperrzäune und Minengraben sowie Informationstafeln besichtigen. Ich finde es immer wieder wichtig, sich daran zu erinnern, wie es damals war und welches Glück wir in Deutschland hatten, dass das Zusammenwachsen unseres Landes aus Ost und West friedlich vonstattenging.
Auf der Weiterfahrt besuchten wir dann im Kreis Bad Neustadt an der Saale den sogenannten “Dicken Turm”; dieser und viele andere Türme waren früher Teile eines Befestigungswalles. In dem Gelände davor findet jedes Jahr an Johanni ein großes Feuer und ein Volksfest statt, in dessen Rahmen ein Berliner Künstler große Kunstwerke ausstellt. Einige von ihnen blieben hier stehen, wie zum Beispiel der Nachbau des Sonnentores von Stonehenge aus vier original Berliner Mauerteilen. Wenn jedes zweite Mauerteil der Berliner Mauer entfernt wird, entsteht ein riesiger Steinkreis. Die Mauer ist blau gestrichen, mit einem goldenen Kopfband, die Farben Europas. Aus der Mauer der Trennung Europas wird ein Tor der Verbindung, der Einheit Europas.
Hier noch weitere Eindrücke:
Bedrückend fand ich auch die Tafel mit Fotos von im Afghanistankrieg gestorbenen Soldaten aus aller Herren Länder, der jüngste war gerade einmal 22 Jahre alt.
Die anderen Kunstwerke befinden sich nun im “Skulpturenpark Deutsche Einheit” auf dem Todesstreifen der ehemaligen Zonengrenze zwischen West- und Ostdeutschland, zwischen Bayern und Thüringen, zwischen Mellrichstadt und Meiningen, am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen/Henneberg der Bundesstraße B 19.
Nachfolgend besichtigten wir kurz noch die Stadt “Haßfurt“, dort die Ritterkapelle, das alte Rathaus und die Mainpromenade, sowie die Altstadt mit den beiden Toren.
Nun stand ein Besuch unserer Camperfreunde Petra und Dieter an. Wir hatten sie erstmals in Passau kennengelernt und dann gemeinsam am Chiemsee eine knappe Woche verlebt. Die beiden wohnen in Knetzgau, etwa 30 Kilometer von Bamberg entfernt und gleich einen Ort hinter Haßfurt . Sie luden uns zum Kaffeetrinken in ihr Haus ein und abends aßen wir noch in einem typisch fränkischen Brauhaus in Zeil am Main. Bei einem anschließenden Stadtrundgang zeigte der “Hexenturm” und die dazugehörigen Informationstafeln uns eindrucksvoll die schlimmen geschichtlichen Verirrungen in der damaligen Zeit.
Petra und Dieter erwiesen sich als tolle Touristikführer, die uns dann nach Zeil noch in Königsberg die wunderschönen alten Fachwerkhäuser (ein großes unrenoviertes Haus war für 235.000,00 € zu verkaufen, musste dann aber wahrscheinlich noch für den doppelten Preis renoviert werden) und die Burg Königsberg zeigten, wo wir einen wunderschönen Ausblick hatten. Unser Wiedersehen rundeten wir mit einem gemeinsamen Frühstück und am Folgetag noch mit einem Kaffeetrinken in der Villa Remais hoch oben auf dem nahe liegenden Berg mit ihnen ab und es war eine schöne gemeinsame Zeit.
Bamberg ist eine sehr schöne Stadt, insbesondere dann, wenn das Wetter schön sonnig ist; dieses Glück hatten wir leider nicht jeden Tag. So trippelten wir im Regen durch die Altstadt, besichtigten die schöne Kirche Sankt Martin und bewunderten die herrliche Malerei am Alten Rathaus. Der Sage nach wollte der Bischof von Bamberg den Bürgern keinen Platz für den Bau eines Rathauses gewähren. Deshalb rammten die Bamberger Pfähle in die Regnitz und schufen eine künstliche Insel, auf der sie das Gebäude errichteten. Bemerkenswert ist das Alte Rathaus vor allem durch seine Fresken, die der Fassade durch Scheinarchitektur Plastizität verleihen. Für Erheiterung sorgt dabei immer wieder ein besonderes Detail: Das Bein einer der Putten ragt als Skulptur aus den Wandfresken heraus.
Freunde hatten uns gesagt, wir müssten auf jeden Fall das sogenannte “Klein-Venedig” besichtigen; die ehemalige Fischersiedlung in der Bamberger Inselstadt wird liebevoll “Klein Venedig” genannt. Dicht gedrängte Fachwerkbauten und winzige Gärten bestimmen das Bild dieses Stadtteils. Die Fachwerkhäuser stammen überwiegend aus dem Mittelalter. Entlang der Regnitz reihen sie sich in einer hübsch geschmückten Zeile aneinander, Kähne dümpeln an den Anlegestellen in den Vorgärten. Bei dem Regen war das natürlich nicht mehr so malerisch, schade.
Auf dem höchsten der sieben Bamberger Hügel thront die Altenburg, eines der Wahrzeichen der Stadt. Hier hatten wir bei der Besichtigung Glück mit trockenem Wetter. Dann gönnten wir uns noch eine Nachtwächterführung, wobei es eine Nachtführerin war, die uns in entsprechender Verkleidung durch die Gassen von Bamberg führte. Sie erzählte uns viele Einzelheiten, zum Beispiel die Begründung, warum es so gut erhaltene Häuser in Bamberg gibt: Als die Preußen vor Bamberg standen und die Stadt einnehnmen wollten, stellten sie die Bewohner vor die “Alternative”, entweder zu zahlen oder die Stadt werde niedergebrannt. Da die Bamberger reich waren (und wohl auch heute noch sind) entschieden sie sich für diesen “Handel” und so blieben die schönen Häuser sehr zur Freude der heutigen Besucher erhalten.
Auf dem weiteren Weg machte unser Bambino plötzlich Mucken und fuhr nicht mehr so schnell wie sonst: Okay, er schafft mit seinen 23 PS sowieso nur etwa 100 Stundenkilometer und das bei beachtlicher Geräuschentwicklung, aber nun schaffte er nur etwa 40 Stundenkilometer. Beim Öffnen der Motorklappe, die ja hinten ist, stellte ich fest, dass ein Zündkabel lose war und der Motor immer nur mit einem statt mit zwei Zylindern lief. Ich steckte es also wieder auf und fuhr weiter, um dann nach ein paar Kilometer weiter das Spiel zu wiederholen. Das setzte sich dann fort bis Penzberg, was dann natürlich eine etwas mühsame Fahrt war. Da uns ein “Boschdienst” unterwegs nicht weiterhelfen konnte (Aussage war …”diese Zündkabel werden nicht mehr in Deutschland hergestellt…”) bestellte ich diese dann per Internet bei einem Spezialhändler, der für Deutschland ein reiches Ersatzteillager für Bambinos vorhält. Diese werden uns dann hoffentlich bald zu unserem nächsten längeren Stopp geschickt.
Wie es dann weiter ging und wohin, erfahrt ihr bald in unserem nächsten Blog.
Eure SuMi
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