Es ist schon Mai.
Der Wonnemonat. Sagt man. Tanz in den Mai. Fiel dieses Jahr aus. Corona wütet noch immer.
Und wir sind immer noch hier in Deutschland. In unserer Wohnung. Zum Glück nicht eingesperrt. Zum Glück gesund. Wir dürfen raus, mit Mund/Nasenschutz einkaufen, an den See in der Nähe radeln, die Gegend erkunden.
Micha geht weiter fleissig arbeiten, radelt mit dem Tandem -Rad mit seinen Kunden, kocht mit ihnen, beschäftigt sie, ist für sie da; während ich hier die Wohnung hüte, putze, koche, Wäsche wasche, Einkäufe erledige, stricke, häkele, Karten schreibe, Pakete verschicke, telefoniere, maile, auf dem Balkon die wenigen Blumen gieße, Unkraut zupfe, die Sonne genieße, manchmal nach Düren fahre und dort zusammen mit Tochter Silja auf Abstand bei deren großer Hausbaustelle mithelfe… Langeweile habe ich nicht.
Zusammen haben wir auch endlich auf Abstand meine Mutter besucht und ihr bei Kleinigkeiten in der Wohnung helfen können, endlich auch im weitläufigen Garten meiner Schwester sie selbst, sowie unsere Tochter samt Enkel auf Abstand treffen können. Zusammen sind wir unseren Nachbarn begegnet, meist beim Müll ausleeren; Kacem und Familie, unserer lieben syrischen “Familie” ebenfalls beim Erledigen bürokratischer Aufwände helfen können (hauptsächlich Micha) und uns mit wenigen Freunden von weitem stets mit ausreichend Abstand unterhalten können. Soweit so gut.
Aber ich träume. Von vielem. Vom Meer, dem Sandstrand, von fernen Ländern, von 1001 schönen Pflanzen, von Palmen und knorrigen Olivenbäumen, von seltenen Vögeln, von frei herumstreunenden Hunden, von Bergen, von Wasserfällen, von kleinen Bächen und reißenden Flüssen und von vielen lieben Menschen.
Menschen, denen wir begegnet sind auf unserer Reise. Menschen, die wir lieb gewonnen haben. Menschen, die ein Stück unseres Weges und unseres Lebens uns begleitet haben. Ich träume, es möge ihnen gut gehen. Ich träume, wir sehen uns einmal wieder. Wo und wann auch immer.
Ich träume, das die Corona Zeiten bald wieder vorbei sein werden. Dass Menschen, die erkrankt sind, bald wieder gesund werden, dass Menschen, die jemanden verloren, den sie liebten, getröstet und nicht zu einsam in ihrer Trauer sind. Ich träume, dass wir uns bald wieder in Gottesdiensten treffen können. (Zumindest ist dies ja bald wieder möglich.) Ich träume von einem gemeinsamen Essen in einem Restaurant, ohne Glasscheibe dazwischen; ich träume, dass die Landesgrenzen bald wieder öffnen und man reisen darf, ohne sich erneut der ansteckenden Gefahr des Virus auszusetzen.
Ich träume, dass die Menschen auf Lesbos und in anderen Flüchtlingslagern bald ein würdiges Leben in Freiheit haben können, und dass für sie nicht zu ihrer Lebenseinschränkung noch die Corona-Einschränkungen kommen.
Ich träume, dass die Kriege in den Ländern, in denen sie seit etlichen, viel zu langen Jahren herrschen, endlich ein Ende finden. Dass Menschen, egal welchen Glauben oder Unglauben sie haben, nicht deswegen verfolgt und vernachlässigt werden.
Ich träume, dass diese weltweite Pandemie nicht zu viele Existenzprobleme hervorruft, wirtschaftliche Opfer hat und zu viele Verluste (welcher Art auch immer) kostet. Und dass Menschen, deren Existenz gefährdet ist, Hilfe bekommen, nicht verzweifeln und ihre Hoffnung nicht aufgeben.
Ich träume, dass endlich ein Impfstoff gegen dieses Virus gefunden und entwickelt wird. Und dass jeder Mensch sie sich dann auch leisten kann.
Ich träume, dass die Welt auch danach wieder so entschleunigt sein wird, wie derzeit; dass die Menschen sich auch danach mehr umeinander kümmern, dass auch danach noch Rücksicht aufeinander genommen wird.
Ich träume, dass die Natur sich in dieser Zeit ein wenig erholen konnte, die seltenen Vögel und Insekten zurück kommen. (Mit Ausnahme der Mücken.)
Ich träume, dass wir Michas 60. Geburtstag in einem anderen Land feiern können. Zusammen mit unseren Kindern, deren Partnern und Enkeln.
Ich hoffe, dass viele meiner Träume wahr werden. Und dass ich sie nicht alleine und umsonst geträumt habe. Denn nur zusammen sind wir etwas wert. Wie wichtig Zusammenhalt ist, haben wir jetzt in dieser Zeit einmal wieder erleben und erkennen können.
Also werden wir vielleicht irgendwann hoffentlich einmal wieder zusammen tanzen können. Und das nicht nur im Mai! 🙂
Bleibt gesund und passt weiter gut auf euch auf.
Eure SuMi @ home
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