Lamtumire Shqiperi – Auf Wiedersehen Albanien

(über den beiden „e“ Buchstaben im albanisch geschriebenen kommen jeweils zwei Punkte wie bei unserem ä/ü/ö )

Ich denke, manche Länder haben es mehr verdient, von uns ausführlich bereist, besucht, erforscht und kennengelernt zu sein – jedoch schauen wir immer auch auf unsere eigenen Bedürfnisse, auf unser Reise- Gefühl und das, was für uns beide das Richtige und wann wir meinen, dass es wieder Zeit zum Aufbruch ist. So ergeht es uns in Albanien. Irgendwie sind wir kaum da und wollen schon wieder weiter. Zu Unrecht, denn das Land hat einiges an Schönem zu bieten und wir haben auch in der kurzen Zeit wunderbare Erlebnisse.

Ruckzuck sind wir von Montenegro über die kleine Grenze nach Albanien, ohne große Kontrollen oder Hindernisse.

Zunächst sieht es fast gleich aus wie in Montenegro. Die Berge sind gleichsam öde und nur karg bewachsen, die Haupt- und Nebenstraßen ebenso relativ gut zu befahren. Hier und dort kreuzen freilaufende Kühe, Ziegen oder Hühner und vor allem verlassene Hunde die Fahrbahn und an den Straßenrändern werden gebratene Maiskolben, Obst und Gemüse angeboten.

Die Sprache jedoch ist hier ganz anders. Hatten wir uns so allmählich an das kroatisch, bosnisch, montenegrinische „Dober dan“ (Guten Tag) und „Hvala“ (Danke) gewöhnt, so es es nun hier „Dite e mire“ und „falenderoj“.

Es geht einfach nicht in unseren Kopf und ich muss jedes Mal wieder nachfragen. Zum Glück sprechen viele Albaner englisch und verstehen auch ohne Sprache irgendwie immer, was wir meinen. Mit Zeichensprache sind wir schon woanders auch gut zurecht gekommen.

Obwohl uns einige Camper sagen, man dürfe in Albanien frei und kostenlos stehen, also „wild campen“, erlaubt ist es eigentlich nicht – und tatsächlich fällt es uns schwer neben einer Müllansammlung oder in Schräglage am Berghang unser Nachtlager aufzubauen. Auch an den lauten National- und Hauptstraßen in den Parknischen möchten wir nicht gerne über Nacht stehen, klassische Wohnmobil Stellplätze gibt es nicht, dafür einige Campingplätze. Die Preise sind ziemlich unterschiedlich, zum Teil relativ hoch und überhaupt ist es hier in Albanien gar nicht so günstig, wie wir dachten.

Die Benzinpreise z.B. sind hier erstaunlich hoch – mehr als in Montenegro oder erst recht in Bosnien, wo wir Tankstellen fanden, an denen umgerechnet der Liter 99 € Cent kostete. Da wundert es uns schon, dass hier so viele große und protzige hochglanzpolierte Autos fahren. Die müssen doch auch alle tanken. Besonders Mercedes ist hier vielfach vertreten – alte gut erhaltene, sowie neue moderne der neusten und größeren Klasse.

Wer kein solches oder anderes Auto im Hinterhof stehen hat, fährt Fahrrad – am liebsten solche mit Anhänger daran oder vorne mit Schubkarren davor. Gleichermaßen gibt es hier auch etliche Mopeds mit Vorderschubkarre oder eine Art Benzin Rasenmäher mit Anhänger, in dem dann entweder die Melonen oder die ganze Familie mitfahren. Alle durcheinander schieben und drängen, quetschen sich durch den dichten Verkehr, inklusive Fußgänger und Hunde.

Im Vergleich zu Bosnien und Montenegro liegt hier nicht ganz so viel Müll an den Straßenrändern und man ist sichtlich bemüht recht bald in die EU aufgenommen zu werden. Überall gibt es größere Möbelgeschäfte, vor allem aber Autoverkäufer und in den größeren Städten sieht man schicke Boutiquen, Banken sowieso und andere edle Geschäfte, gleich neben den vielen kleinen Lebensmittelläden.

Auf unseren Wegen passieren wir Orte, in denen protzige und große Häuser mit Eisentoren und Marmorlöwen davor stehen, die wie Villen oder Herrenhäuser anmuten – sie wirken im Vergleich zu der sonst eher kargen und öden Landschaft irgendwie fehl am Platz.

Doch auch hier ist die Armut groß. Einige Male sehen wir beim Vorbeifahren Menschen in Wellblech-Hütten wohnen, sogar solche, die direkt neben einem großen Müllhaufen leben.

An manchen Straßen kommen uns Menschen entgegen, die Wasserflaschen verkaufen, Armbänder oder leicht verbeulte Töpfe – was immer sie anbieten, um wenigstens ein wenig Geld zu bekommen.

Wir können nicht Jedem etwas abkaufen und geben, aber ich denke, wir haben unser Bestes getan und oftmals gespendet und besonders den kranken Menschen, die wohl wirklich keine Arbeit mehr finden, etwas gegeben.

Als wir kurz vor unserer Ausreise vor der Grenze noch 1.500 Leki (ca 13 €) übrig haben, gehen wir bewusst zu einer im Gestrüpp und Müll stehenden leicht schiefen Blechhütte und suchen den Besitzer. Ein junger Mann kommt auf uns zu und kann sein Glück nicht fassen, als wir ihm das Geld schenken. Er hält lächelnd seine Hand aufs Herz und bedankt sich verbeugend viele Male, bis wir aus seinem Sichtfeld sind.

Solche Momente sind für uns oft beschämend – wir haben so viel, uns geht es so gut und andere Menschen leben in armen Behausungen, die beim nächsten Sturm weggeweht werden können.

In Albanien ist unser erstes Ziel die Stadt Shkodra oder auch Shkoder. Etwas außerhalb finden wir den sehr gut ausgeschilderten Campingplatz Legjenda. Wir sind total überrascht, als wir den Platz voll mit deutschen, österreichischen und holländischen Campern sehen; damit hatten wir gar nicht gerechnet, es ist doch schon Nachsaison. Bald stellen wir fest, dass die Einen bereits auf der Rückreise – von Griechenland herkommend sind – und die Anderen, so wie wir auf dem Weg dorthin. Allerdings wollen die meisten nicht wie wir dort überwintern, sondern dort noch die letzten schönen Sonnentage im Herbst genießen.

Der Inhaber des Platzes ist ein Künstler: Überall am Platz hat er mit buntem Glas und Mosaiksteinen gearbeitet und den Platz somit aufgepeppt. In der Mitte steht ein runder schön beleuchteter Pool, das ist besonders cool und natürlich schwimme ich in dem kalten Wasser. Direkt vom Campingplatz aus schaut man auf den Berg, auf dem die Burgruine „Rozafa“ thront. Im Dunkeln wird sie von unserem Campingplatz angestrahlt.

An einem Tag nutzen wir das Angebot des Campingplatzes mit einer Tagestour zu den albanischen „Fjorden“ in der Nähe vom Ort Koman beim gleichnamigen See.

Ein 9-Sitzer fährt vom CP (Campingplatz) aus und zusammen mit drei weiteren Paaren aus Deutschland und Österreich geht‘s los.

Der Fahrer muss die Strecke kennen; denn er meistert die Straßen mit großer Fahrkunst und Konzentration, während das Radio albanische Folklore Musik dudelt. Es geht ca. 1 Stunde lang in Serpentinen bergauf und bergab, an schmalen unbefestigten Schotterstraßen entlang, über halb poröse und baufällige Brücken , scharf am Abgrund entlang und wir Insassen sind heilfroh, als wir am ersten Ziel durch den engen Tunnel an der Boots- und Fähranlegestelle ankommen.

Hier wartet bereits ein deutsch sprechender Bootsbegleiter, sowie der Bootsmann auf uns. In das Holzboot steigt mit uns noch eine Familie aus der Slowakei sowie ein großer Sack Kartoffeln und Zwiebeln wird mitgenommen.

Der Weg über den See, am Fluss Drin entlang geht vorbei an vielen kleinen Seitenarmen, an herrlich anmutenden Bergen und wir alle staunen ob der Schönheit. Der frische Wind tut gut nach der langen Autofahrt in der heißen Sonne.

Wir sind ausgelassen und fröhlich. Das Wasser ist herrlich klar, wir können bis auf den Grund sehen.

Moment mal, wir sehen tatsächlich den Grund – die blank gewaschenen Kieselsteine können wir fast berühren. Das ist dann auch die Stelle, wo unser Boot mit uns Insassen aufsetzt. Es knirscht und dann geht‘s nicht mehr weiter.

Der Bootsmann und unser Bootsbegleiter steigen aus in das knietiefe Wasser und schieben uns bis zu einem kleinen Kiesstrand.

Hier müssen wir alle aussteigen und zu Fuß bis zum Ende des kurzen Strandes laufen, während die beiden Bootsmänner das Boot bis dorthin im seichten Niedrigwasser vorwärts schieben.

An der Strand- Endstelle steigen wir wieder in halber Mannschaft ein, werden kurz zum nächsten Strandabschnitt geschoben und dürfen dort wieder aussteigen; dann wird der Rest der Belegschaft geholt. So geht das einige Male hin und her, immer ein Stück weiter vorwärts. Manche von den Insassen krempeln Hosen hoch, ziehen Schuhe aus und waten barfuß durch das teilweise nur wadentiefe kalte Wasser. Ich mache das auch ein Mal und es klappt – aber die anderen Male ist das Wasser für meine Größe dann doch etwas zu tief und es würde mir bis zum Po gehen.

Die ganze Aktion und Strecke zieht sich über ein paar Kilometer und wir kommen uns vor wie auf einer Abenteuer- Tour. Irgendwann sind wir dann am zweiten Ziel, nämlich einem kleinen Gasthaus, in dem man sogar übernachten kann. Das Holzhaus ist in den Berghang gebaut und konnte nur vom Fluss aus erreicht werden. Die freundliche Inhaberin begrüßt uns in perfektem Englisch und bietet uns frisch gekochten Kräutertee an. Der schmeckt köstlich, besonders mit Honig.

Dann werden die Tische gedeckt und bald sitzt eine bunt zusammengewürfelte Gruppe gemütlich an den langen Tischen. Es gibt frisch zubereitetes Essen, bestehend aus einer köstlichen vegetarischen Gemüsesuppe, Kartoffeln (aha, dafür waren die mitgebrachten), buntem Salat, gebratenen Fisch oder Fleisch für die Einen und für uns extra gebratenes Gemüse samt selbst hergestelltem Fetakäse. Es ist für alles gesorgt und die Stimmung lebt wieder gut auf, waren doch einige der nicht so geplanten Bootsfahrt etwas müde geworden.

Nach einer guten Pause am Gasthaus mit den netten Inhabern geht es den gleichen Weg zu Fuß über Kies und per Boot geschoben im Wasser zurück, bis zu der Stelle, wo das Boot wieder im tieferen Wasser dahin brausen kann. Im Winter und nach der Schneeschmelze ist solch eine Tour kein Problem, dann gibt es genug Wasser überall.

Am Fährhafen wartet unser guter Chauffeur bereits auf uns, um mit gleichem Können uns alle wohlbehalten auf dem CP wieder abzusetzen.

Wir alle, die beiden Österreicher und die deutschen Irmgard und Rolf aus Groß-Gerau sowie Gisela und Horst aus Offenbach sind einer Meinung, dass dies ein spannender und lohnenswerter, abenteuerlicher und nicht zu teurer Ausflug war.

Am nächsten Tag wollen wir beide mit dem Bus ins Zentrum von Shkodra, der 2.400 Jahre alten Stadt fahren. Wir laufen mehrmals in die uns vom Camping-Wart angezeigte Richtung an der Straße entlang, können aber keine Bushaltestelle finden.

Von der gegenüberliegenden Seite aus hat uns wohl ein Mann beobachtet. Er kommt herüber und fragt uns in halb albanisch und Handsprache, ob wir ein Taxi brauchen. Nach kurzer Überlegung und Preisverhandlung fahren wir mit ihm zum Zentrum. Er ist kein Taxifahrer und sein Pkw ist auch kein Taxi, aber wir gönnen ihm den kleinen Zugewinn; schließlich bringt er uns auch ans Ziel.

Shkodra ist voll von Menschen, es wimmelt auf den Straßen von Pkw – Verkehr und an den Straßenrändern und Bürgersteigen von Menschen. Die einen kaufen, die anderen verkaufen, die übrigen betteln oder sitzen in den Cafés.

Als Fußgänger muss man sich trotz Zebrastreifen beeilen über die Straße zu kommen, es hält kein Auto an. Ampeln gibt es in diesem Teil der Stadt kaum. Ein Polizist versucht den Verkehr zu regeln. Ich möchte nicht an seiner Stelle sein und mitten auf der Straße um mich herum die vielen Autos haben.

In der Fußgängerzone, die umsäumt ist von alten und z.T. historischen gut erhaltenen Gebäuden, findet Micha einen Barbier/ Frisör. Der Mann kann kein Englisch, dennoch verständigen die beiden sich irgendwie per Zeichensprache; und schließlich hat Micha seinen gewünschten Kurzhaarschnitt – für nur 350 Leki – umgerechnet knapp 3 €. Da fällt das Trinkgeld entsprechend großzügig aus.

Es gibt ein paar nette Plätze, einen kleinen Park mit Skulpturen, zwei große Moscheen und da wir nicht in die trostlose Wohnblocksiedlung aus der kommunistischen Zeit weiter gehen wollen, sind wir mit unserem Rundgang bald fertig.

Zurück finden wir auch den Bus und erfahren, dass man per Handzeichen an der Straße den Bus zum Halten winkt.

Micha kriegt fast einen panischen Anfall, als er mit unserem TrauMobil in die Hauptstadt Tirana fährt. Im großen Kreisverkehr herrscht ein Chaos. Jeder fährt drauflos, es sieht aus wie ein heilloses Durcheinander und wir sind froh, als wir irgendwann den Parkplatz am Stadion erreichen.

Zur Stadterkundung machen wir uns zu Fuß auf den Weg.

Tirana, die Universitätsstadt liebt die Kunst. Überall sehen wir interessante, sowie lustige bunte Kunstwerke. Wie z.B. den „Herztunnel“, eine kleine Hausdurchfahrt mit etlichen Herzen bemalt.

Aus der Zeit der Diktatur von Enver Hoxha sind noch viele Bunker zu sehen. Einige davon wurden farbig gestaltet, andere beinhalten ein Museum mit historischen Geschichten und Gegenständen aus den unterschiedlichen Kriegen.

Bunt gemalte Häuser peppen die Stadt auf. Ich bin begeistert von den Ampeln, bei denen sogar die Ampelsäule in der entsprechenden Signalfarbe leuchtet. Das fällt gut auf – von weitem und vor allem im Dunkeln.

Neben der Ampel ein lustiges Anti-Pinkel Schild

Die „Pyramide“ von Tirana ist da eher ein Witz. Ursprünglich war es ein Museum von 1988, gewidmet dem diktatorischen Herrscher nach dessen Tod, wurde aber nach dem Ende des kommunistischen Regimes umfunktioniert und zerfällt schließlich als historisches Wrack, weil ungenutzt. Trostlos steht es mit eingeschlagenen Fenstern und zerbröselter Mauer im Park, in dem gleich nebenan eine große Glocke hängt. Sie wurde aus vielen gesammelten Patronenhülsen gegossen und soll an die Unruhen des Landes im Jahr 1997 erinnern.

In der katholischen modernen hellen Kirche hängt ein großes Bild von Mutter Theresa. Die Albaner sind sehr stolz auf die berühmte Wohltäterin ihres Landes und auch in anderen Orten gedenkt man ihrer mit Denkmälern, Ehrfurcht und Stolz. Das Porträt ist aus etlichen Muscheln gestaltet. Auch vor der Kirche steht eine große Statue von „Nene Tereza“.

Auf dem großen zentralen „Skanderbeg-Platz“ (Sheshi Skenderbej), an dem sich das Kulturzentrum befindet, sowie die „Et‘hem- Bey- Moschee, eine Reiterstatue, das Nationalmuseum, sowie ein Spielplatz ist viel los. Mehrere Folklore-Tanzgruppen in traditioneller Trachtenkleidung ziehen viele Zuschauer an.

Tirana ist ganz klar jung und modern, auch wenn es hier viele arme und sehr alte Menschen gibt.

Als wir auf dem kleinen familiengeführten CP in der Nähe von Berat ankommen, ist es bereits dunkel. Dennoch werden wir zu später Stunde noch mit einem frisch gepressten Orangensaft begrüßt. Am nächsten Morgen bekommen wir vom Inhaber einen Eiskaffee und siehe da, auch die deutschen Camper Irmgard, Rolf, Gisela und Horst stehen hier; welch’ eine nette Wiedersehensfreude.

Berat gehört zum Weltkulturerbe mit seiner Burgstadt und den vielen kleinen weißen Häusern am Berg. Daher wird es auch „die weiße Stadt“ genannt oder „Stadt der 1.000 Fenster“. Denn alle Häuser, die an den Berghang gebaut sind, haben ihre Fenster zur Flussseite hin. Das sieht besonders im Dämmerlicht schön aus, wenn aus den Fenstern die Lichter leuchten.

Von der alten Burgstadt oben auf dem Berg heißt es, sie sei eine der wenigen, deren alte Häusern auch heute noch bewohnt sind. Von hier oben haben wir eine tolle Aussicht auf Berat und Umgebung. Die St. Michaelskirche sieht schön aus und es gibt viele Wege durch die kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster. Hier oben verkaufen die Menschen handgewebte Teppiche und Klöppeldeckchen; wir brauchen beides nicht.

Unten in der neueren Stadt flanieren wir an einer netten Promenade unter schattenspendenden Bäumen; hier steht ein Café neben dem anderen. Inmitten des Zentrums prangt ein riesiges weißes Gebäude und sieht aus wie das weiße Haus in Amerika; es ist die Universität von Berat.

Als wir nach ein paar Tagen weiterfahren, kommen wir an einer der vielen „Lavazah“ – Auto Waschstellen vorbei und beschließen, dass auch unser TrauMobil mal wieder eine Dusche nötig hat. Hier wird per Hand gewaschen, zunächst der grobe Schmutz abgespritzt, dann alles eingeschäumt und mit einem Schwamm sorgfältig gewaschen. Der Autowäscher passt auf unseren Wunsch gut auf, dass nichts von meiner Bemalung abgeht. Dann wird alles wieder abgespritzt und zum Schluss von Hand poliert. Nun glänzt unser treues Gefährt wieder – für wenig Geld – mal sehen wie lange; die nächste staubige Straße wartet schon.

Über Berge und Serpentinen Straßen geht der Weg diesmal in Richtung Meer. Als wir an Durres vorbeifahren, schauen wir nach Überbleibseln des Erdbebens, welches vor zwei Wochen hier stattgefunden hat. Zum Glück können wir nichts ausmachen, alle Straßen sind befahrbar und die Häuser sehen unbeschadet aus. Die vielen Hotels und protzigen Häuser an der Küstenseite versperren uns die schöne Sicht aufs Meer.

Irgendwann kommen wir auf dem kleinen CP in Butrint an. Auch er wird von einer Familie betrieben und wir werden hier ebenso mit einem Begrüßungsdrink empfangen. Lisa, die Inhaberin, spricht sehr gut englisch und ist begeistert von unserem kreativen TrauMobil und unserer Reise im Allgemeinen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und ausführlich miteinander. Lisa zeigt Interesse an unseren Berufen und erklärt uns, sie unterrichte vormittags als Lehrerin an einer Schule. Da (auch hier) ein Mangel an Lehrern herrscht, muss sie noch andere Fächer mit übernehmen, die sie gar nicht gelernt hat. Aber es geht alles, sagt sie lächelnd. Lisa ist eine sehr warmherzige und freundliche Gastgeberin und zusammen mit ihrem Mann, ihren drei Töchtern und ihrer alten Mutter lebt sie direkt hier am CP.

Mir kommt doch gleich das Wohnmobil unserer Stellplatz-Nachbarn bekannt vor – und tatsächlich diese Kennzeichen OF (Offenbach) und GG (Groß-Gerau) gehören Gisela und Horst, sowie Irmgard und Rolf, den beiden deutschen Paaren, die wir bereits schon 2 x in Albanien getroffen haben. Gleich nach der Begrüßung werden die neusten Erlebnisse ausgetauscht. Das ist echt lustig, dass wir uns hier wieder treffen.

Der Strand ist gar nicht weit vom CP entfernt, jedoch lädt er aufgrund der recht vermüllten Umgebung nicht zum Schwimmen und Verweilen ein.

Stattdessen fahren wir mit einem Taxi zum Nationalpark von Butrint. Hier befindet sich eine Ausgrabungsstätte einer antiken Stadt. Manche Ruinen stammen noch aus dem 8. Jh. vor Chr. , viele aus römischer Zeit, andere aus der griechischen Epoche.

Die antike Stadt wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Mit den Eukalyptusbäumen, den Palmen und Pinien, sowie dem klaren See wirkt diese Gegend wie ein großer verwunschener Garten. Es herrscht eine seltsam angenehme Ruhe im Park, nicht mal der leichte Wind in den Bäumen ist zu hören. Und wie, um diese geheimnisvolle Stille nicht zu stören, unterhalten sich die wenigen Besucher nur leise miteinander. Ein schöner Ort, an dem wir gerne eine ganze Weile verbringen.

Zurück am CP, zu dem uns der freundliche und englisch sprechende gesprächige Taxifahrer bringt, werden wir erneut von Lisa mit einem Drink und Süßem begrüßt. So etwas haben wir auf keinem Campingplatz in den anderen Ländern erlebt.

Zum Abschied schenkt uns Lisa selbst gemachte Feigen- und Brombeermarmelade. Spätestens jetzt will ich ihr auch etwas von mir selbst gestaltetes schenken. Lisa freut sich sehr über meine handgefertigten Ohrhänger und das Flaschen-Windspiel.

Als auch ihr Mann sich von uns in gutem Deutsch verabschiedet, sind wir restlos begeistert von dieser netten Familie. Lisas Mann lernt abends nach der Arbeit Deutsch. Er zeigt uns sein Wörterbuch. Er liebt diese Sprache und sagt schmunzelnd in deutsch zu uns: „Lisa meint, ich sei verrückt und übergeschnappt.“ Wir jedoch loben ihn und ein weiteres Mal drücken wir uns herzlich zum Abschied.

Auch von unseren Stellplatznachbarn verabschieden wir uns, nun zum dritten Mal.

Auch sie wollen weiter nach Griechenland; wer weiß, ob es dort ein weiteres Wiedersehen gibt…

Über Berge und Serpentinen geht es nun weiter runter in den Süden – endlich mal wieder in ein EU- Land: Griechenland. Irgendwie freuen wir uns darauf, wenn wir auch viele schöne und nette Eindrücke von Albanien mitnehmen.

Besonders die Menschen hier sind überaus freundlich und jeder, dem wir begegneten, egal ob Taxifahrer, Frisör, Verkäufer, Bootsfahrer, Campingplatzinhaber, Restaurant- oder Café- Bedienung, Tankstellenwart, Autowäscher und Bettler kam uns nett und/oder wohlwollend entgegen.

Ich verabschiede mich hiermit mit Hand aufs Herz herzlich mit einem „falenderoj“ und „lamtumire“ (Danke und Auf Wiedersehen) von allen Albanern.

Eure SuMi im sauberen TrauMobil


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