Grüne Wälder, Hügel und Berge, Nadel- und Laubbäume in den unterschiedlichsten Farbtönen, grün, gelb und rötlich; all’ das erleben wir hier in BiH’s Landschaften, die ebenso wunderschön sind, wie wir es auch schon in Teilen von Kroatien gesehen haben. Mit den “Kravitzer Waserfällen” wirbt BiH fast im ganzen Land auf großen Plakaten. Sie sind auch wirklich sehr schön und im Gegensatz zu den großen Wasserfällen in Kroatien darf man hier im Waser auch schwimmen. Das Wasser ist herrlich klar und frisch. Vor allem ist es erfrischend, denn die andauernde Augusthitze macht uns ein wenig zu schaffen. Hier gaukeln vielfarbige Schmetterlinge, schillernde Libellen und im Wasser sehen wir viele kleine Fischschwärme.
In BiH gibt es jede Menge kleine klare Flüsse. In einigen von ihnen kann man unbedenklich schwimmen. Der Fluß Buna in der Nähe von Mostar mit seinen 8 Grad ist fast ein wenig zu kühl, aber Susanne traut sich dennoch einige Male hinein.
Der Vrbas bei Banja Luka ist uns ein wenig zu gefährlich mit seiner starken Strömung. Hingegen der Fluß Una, der zum Teil Grenzfluss zu Kroatien ist, lockt uns mit seiner Frische zum Schwimmen. Der Fluß ist so klar, das wir bis zum Grund schauen können und so schön, dass wir sogar noch einmal bei bewölktem Himmel bis zur kleinen Holzpaneelinsel schwimmen. Diese hat der Campingplatzinhaber extra für seine Gäste im Wasser befestigt.
Hier auf dem Campingplatz “Una Kamp” stehen wir eine Weile und lernen unsere netten Stellplatznachbarn Birgitt und Bernd aus Nidda in der Nähe von Frankfurt kennen. Mit ihnen verbringen wir manch’ netten Abend, sonnige Stunden am und im Wasser, im kleinen Städchen Bosanska Krupa ein gemeinsames Essen und schließlich Susannes Geburtstags Kaffee Ende August.
Im Ort Jajce sind die Plivski Vodopad (Pliver Wasserfälle). Hier in der malerischen Kleinstadt fällt das Wasser des Plivsko jezero in den Fluß Vrbas. In der Nähe campen wir am Plivsko jezero See auf dem gleichnamigen Campingplatz. Dort in der Nähe sehen wir weitere viele kleine Wasserfälle an niedlichen Häusern, die allesamt Wassermühlen waren. Hier haben wir sogar einen Gast in unserem TrauMobil.
In Banja Luka, der zweitgrößten Stadt in BiH, holen wir vom dortigen Miniflughafen unsere Tochter Jelka ab. Sie besucht uns in BiH für eine Woche und wir verbringen diese kurze Zeit fröhlich und glücklich miteinander.
Am Kamp Una schlafen Susanne und Jelka in einer Minizwergenhütte, während ich alleine im TrauMobil übernachte.
In Sarajevo dürfen wir dann noch einmal (diesmal zu dritt) im Haus von Fehima und Omer nächtigen, bis wir Jelka am Flughafen von Sarajevo verabschieden müssen und sie von dort nach Berlin zurückkehrt.
In dieser Woche hat Jelka einmal miterlebt, wie unser Vagabundenleben sich so anfühlt, welche kurvigen Strecken wir manchmal fahren und wie wir auch ohne Strom gut auskommen können. Zum Glück ist die größte Hitze überstanden. So betrachten wir ein zweites Mal die Hauptstadt von BiH mit den vielen Moscheen (laut Internet sind es 200), der Kathedrale, den orthodoxen Kirchen und anderen Sehenswürdigkeiten. Besonders schön und auch jetzt noch voller Touristen ist die Altstadt. In den engen Gassen, die allesamt Fußgängerzonen sind, finden sich überwiegend kleine Handwerksläden mit typischen Kupfer- und Metallkesseln, filigranem Mokkageschirr und anderen Metallgegenständen, die überwiegend aus eingeschmolzenen Patronen und Granaten aus dem Krieg gefertigt sind. Umrahmt von niedlichen Cafés, die mit ihrem kleinen Kaffeegeschirr, den bunt bestickten Polstern und niedrigen Tischen einen orientalischen Touch haben, sieht es hier fast aus wie in Istanbul beim großen Bazar.
Auch in Mostars Altstadt gleich hinter der berühmten Rundbogen-Brücke führen kleine Gassen uns an typischen Touristen/Souvenirläden vorbei. Ibrahim, der uns von seinem Autocamp am Buna in seinem PKW nach Mostar fährt, rät uns, dies früh am Morgen zu besichtigen, um vor den Touristenmassen da zu sein. Seinem Rat folgend erleben wir daher ein noch recht verschlafenes Flair der Altstadt und können ungestört von der noch menschenleeren Brücke oder der kleinen Moschee Fotos machen. Auf unserem Rückweg gegen frühen Nachmittag strömen die Menschenmassen uns entgegen; in den Cafés und Restaurants ist kein leerer Platz mehr und alle Souvenirläden sind mit neugierigen Menschen voll; auf der Brücke kommt man nur schiebend vorwärts. Von der großen Hauptmoschee, deren hohen Muezzin-Turm wir in der Vormittagshitze besteigen, haben wir eine schöne Aussicht auf die umliegenden Berge und Mostar.
In Sarajevo fahren wir an einem Tag mit dem Bus bis in die Nähe der Seilbahn. Diese erst vor kurzem nach dem Krieg renovierte geschlossene Gondelbahn bringt uns hinauf zum Berg Trebevic´. Die Seilbahn konnte nur wieder errichtet werden, weil ein Bürger, dessen Frau aus Sarajevo stammte, der Stadt einen Millionenbetrag hierfür schenkte.
Von hier oben bietet sich uns ein toller Blick auf die Großstadt Sarajevo und die umliegenden Berge und Anhöhen. Auf dem Weg hinauf schauen wir auf grüne hügelige Wiesen, auf typische kleine aufgetürmte Heuhäuschen, sowie kleine Berghütten. Wir können bis hin zum kleineren Berg mit der Schlossburg schauen, von der wir später erfahren, dass kein Geld da ist, um dies auch renovieren zu lassen.
Auf dem Trebevic´ erwartet uns ein kleiner schmaler Waldweg, der auf der anderen Seite des Berges wieder hinab führt. Wir gehen ihn eine kleine Weile, genießen die Ruhe hier oben und schauen hinauf zu den Baumkronen, durch die das Sonnenlicht herrlich und wunderbar strahlt.
Unterwegs bestaunen wir immer wieder die vielen Moscheen im Land. In BiH sind 90% der Menschen Muslime. Allein in der Nähe von Fehimas und Omers Haus stehen drei Moscheen, deren Gebetsrufe der Muezzine uns früh wecken und mehrmals am Tag zu hören sind.
Als wir das erste Mal bei Omer und Fehima zu Gast sind, überlassen die beiden uns ihren Hausschlüssel, denn sie selbst helfen sehr viel in Hikmets (deren Sohn) neuer Wohnung. So dürfen wir in der Küche kochen, uns auf dem Balkon sonnen, im Bad duschen, Wäsche waschen und uns fühlen wie zu Hause. Um uns ein wenig nützlich zu machen und unsere Dankbarkeit für die nette Gastfreundschaft auszudrücken, bieten wir ein paar Mal unsere Hilfe an und putzen in Hikmets Wohnung das Badezimmer und sämtliche Küchenschränke inklusive dem darin befindlichen Geschirr. Der Vorbesitzer hatte nämlich sämtliches Inventar und Geschirr, Töpfe, Pfannen und Küchenutensilien mit verkauft, war aber selbst seit ca. drei Jahren nicht mehr in der Wohnung gewesen. Dementsprechend schmutzig und verklebt waren die Schränke und das in offenen Regalen gelagerte Geschirr.
Bei einem Restaurantbesuch, zu dem wir Fehima und Omer einladen, genießen wir einen netten Abend zusammen und erzählen uns gegenseitig von unseren Erlebnissen und Erfahrungen, die sehr unterschiedlich sind.
Auch als Jelka dabei ist, verbringen wir zusammen nette Abende mit interessanten Gesprächen und lustigen Episoden. Beide Male werden wir beim herzlichen Abschied mit Erträgen aus dem eigenen Garten beschenkt und können noch viele Tage nach dem Besuch bei Fehima und Omer deren riesige Tomaten, sowie Auberginen und Paprika essen. Schon in Janja sind wir reich beschenkt worden, als wir Omers Bruder Enver samt seiner Familie dort besuchen und in Omers und Fehimers Ferienhaus nächtigen.
Wer hätte das gedacht? In BiH gibt es Pyramiden. Nun ja, sie ähneln nicht so wirklich denen von Ägypten. Vielmehr sind es zwei nach oben spitz zulaufende grüne Berge, von denen als Hypothese gesagt wird, darunter seien echte Pyramiden, die über Jahrtausende bewachsen wären. Ein Forscher hat sie bei einer Ansicht aus der Luftperspektive als solche erkannt. Erwiesen ist es allerdings nicht; doch man kann damit gute Werbung machen und sowohl die „Bosanska piramida Sunca“ (Sonnenpyramide), als auch die „Bosanska piramida Ljubavi“ sind gegen ein kleines Eintrittsgeld zu besteigen und zu besichtigen. Von der „Energieladung“, von der der deutschsprachige Guide berichtete, haben wir persönlich nichts gespürt, aber von oben eine nette Aussicht auf die Landschaft beim Ort Visoko; und wir haben Glück, denn ein deutschsprechender Ungar mit seinem Sohn ist ebenfalls gerade auf dem Weg dorthin, den unser TrauMobil leider nicht bewältigen kann. Er bietet uns an, mit ihnen zu fahren, welches wir dankbar annehmen. Dafür zahlen wir den Eintritt auch für die beiden Ungarn. Beim Zurücksetzen aus dem engen Parkplatz holt der Vater ein wenig zu weit aus und kracks hängen wir mit dem linken Hinterrad in der Luft, am Abhang. Während wir angstvoll nach einer Lösung suchen, setzt sich der 16 jährige Sohn vorne auf die Motorhaube, ich folge ihm, Susanne steigt vorsichtig aus und mit etwas Anlauf und viel Gas landet der PKW wieder auf festem Grund. Puh, so etwas hätten wir mit unserem TrauMobil nicht machen können. Von weitem sehen die Berge tatsächlich ein wenig mehr nach Pyramiden aus. Wer weiß, vielleicht stimmt es ja doch?
Sehr oft fahren wir an kleinen und größeren wunderschönen orthodoxen Kirchen vorbei. Die typischen Zwiebeltürme, besonders die goldenen, fallen schon von weitem auf. In den meisten orthodoxen Kirchen sind herrlich farbenfrohe Gemälde an den Wänden und Decken zu sehen. Viele kuppelförmige Decken sind innen blau gemalt und darauf etliche goldene Sterne wie unter einem wunderschönen Sternenhimmel. Die Räume sind eher klein im Vergleich zu den katholischen Kirchen, denn es fehlen Bänke oder Stühle. Die orthodoxe Gemeinde steht während des Gottesdienstes, nur für ältere und kranke Menschen stehen ein paar wenige Stühle am Rand. Es gibt hier auch keine Orgel oder andere Instrumente, nur der Mund, also die Stimme, ist das einzige erlaubte Instrument.
In Bijelijna kommen wir an einem orthodoxen Kloster vorbei und besichtigen dort die Kirche samt der wunderschön gepflegten Anlage. Ähnlich wie bei den Moscheen dürfen Frauen meist nur mit Kopfbedeckung und Männer nur mit langen Hosen in die Kirche. Leider ist es oftmals auch verboten von den schönen Innenmalereien Fotos zu machen. So können wir sie nur in unserer Erinnerung mitnehmen. In Sarajevo muss man bei der orthodoxen Kirche Eintrittsgeld zahlen, dafür dürfen wir hier auch innen fotografieren.
Auch in Banja Luka steht eine wunderschöne orthodoxe Kirche und auf derselben Straße die große „Ferhadija-Moschee“, welche komplett zerstört war und wieder aufgebaut wurde, sowie die „Katedrala svetog Bonaventure“ (Kathedrale Sankt Bonaventure); eine interessante Kirche mit Glockenturm und extravagantem Kirchengebäude.
Auf einem unserer Fahrten quer durch BiH müssen wir einen ziemlichen Berg hinauf. Die Straße schlängelt sich in vielen Kurven und plötzlich gibt es einen langen Stau wegen einer Baustelle. Dauerhaftes Stopp and go und das ständige Anfahren bringt unser TrauMobil ganz schön ins Schwitzen, bis wir irgendwann erschreckend feststellen müssen, dass der dunkle Abgasrauch von unserem Womo stammt und nicht von einem der alten PKWs, die vor uns her fahren. Ich bemerke auch, dass der Motor nicht mehr richtig zieht und wir nur trotz durchgedrücktem Gaspedal mit knapp 10 km bergan fahren können. Als nach Stunden langsamen Fahrens die Berghöhe erreicht ist, halte ich an, schaue in die Motorhaube und auch sonst noch überall nach, kann aber nichts finden. Zum Glück geht‘s nun bergab, die Bremsen funktionieren gut und wir kommen in den Ort Olovo. An der Tankstelle erfahren wir auf die Frage nach einer Autowerkstatt eine erfolgreiche Antwort. Sie ist gleich hinter der nächsten Kurve. Dort nimmt man uns sofort dran und bockt unser TrauMobil hoch. Der junge KFZ-Meister spricht deutsch und erklärt nach dem Drunter-schauen, dass ds Abgasrückführungsventil kaputt ist. Er schickt seinen Vater mit dem PKW nach Sarajevo, um dort ein neues Teil zu besorgen. Wir warten ca. 4 Stunden und dann ist unser treues Gefährt wieder top repariert. Welch ein toller Service – am Samstag Nachmittag – für so wenig Geld. Selbstverständlich haben wir uns vielfach bedankt und dem freundlichen Meister etwas mehr gezahlt, als er wollte.
Auffällig unangenehm, insbesondere für Susanne, sind allerorts die vielen wilden Hunde, die ständig abgemagert auf der Suche nach Futter an Campingplätzen, Parkplätzen, in Parks und Straßen herumlaufen – meistens alleine, manchmal auch in Rudeln. Da es sich häufig um größere Hunde handelt, machen wir stets einen großen Bogen um sie herum und ich halte Susanne gut und beschützend fest an der Hand.
Da ist uns die herrenlose bunte Katze, die wir am Una Camp einfach „Joyce“ nennen, (weil sie uns so an unsere damalige Katze erinnert) wesentlich lieber.
Sie ist total schmusebedürftigt und genießt die vielen Streicheleinheiten von uns. Am liebsten würden wir sie mit auf unsere Reise nehmen, aber sie ist eine freiheitsliebende Katze, geht auch zu allen anderen Campern und soll eine freie Katze bleiben. Uns hat sie die Tage am Una Camp versüßt und so nehmen wir sie als Erinnerung nur auf einigen Fotos mit.
Kurz nach Jelkas Abflug aus Sarajevo verlassen auch wir BiH. Durch hohe Berge, Klüfte, vorbei an kleinen und größeren Flüssen fahren wir wieder Richtung Meer.
Wir verabschieden uns von diesem beeindruckenden Land, mit ergreifender Geschichte und Vergangenheit, mit herrlicher Landschaft und überaus netten und freundlichen Menschen.
Im nächsten Blog erfahrt ihr dann von unserem Arbeitseinsatz in Montenegro.
Bis dato eure SuMi und dem bunten TrauMobil
PS: Zugegeben, die Fotos unseres TrauMobils mit der Bemalung waren wohl ein wenig klein – auch an Laptops und Computerbildschirmen, so dass kaum jemand alle Schmetterlinge und Käfer hat zählen können oder wollen. Sorry, bei einer Nachfrage hätten wir die Fotos auch vergrößert zu gesandt. Nun hier die Auflösung: Es sind insgesamt 17 Schmetterlinge und Käfer.
Jannick, unser Enkel hat sie gezählt und ist somit der Hauptgewinner! Gratulation!
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