Ein Sonne – Regen – Mix in Italien

Während wir diesen Blog schreiben, schüttet es draußen in Strömen. Irgendwie gibt es eine Wetterverschiebung, wir vermuten das,  zumindest was Italien betrifft. Fast täglich, meist aber alle zwei Tage, wechseln sich Sonnen- und Regentage ab. Manchmal gibt es auch Wärmegewitter, das ist dann wenigstens die Folge eines zuvor schwülheißen Sonnentages. All dies führt dazu, dass wir uns immer mehr nach dem Süden sehnen – in der Hoffnung auf dort beständigeres Sonnenwetter.

Auch die Berge bleiben stets unsere Begleiter. Vor allem in der Toskana fahren wir streckenweise recht kurvige Bergstraßen, um dann von oben eine herrliche Aussicht auf die Landschaft in vielen verschiedenen Grüntönen zu bekommen, aber uns bald darauf auf engen Serpentinen und Haarnadelkurven wieder herab zu schlängeln; eine Achterbahn ist fast nichts dagegen. Bei Regen sind solcherlei Touren nicht ganz ungefährlich.

So halten wir meist spätestens nach vier Stunden Fahrt für eine Übernachtung. Wir haben keinen direkten Routenplan, sondern suchen lediglich für uns akzeptable Übernachtungsstellplätze. Auf den meisten Plätzen lernen wir nette Menschen aus allen möglichen Nationen kennen, die ebenso im Wohnmobil unterwegs sind. Mit ihnen unterhalten wir uns gerne, auch wenn es oft nur für einen Tag ist. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus, geben uns gegenseitige  Tipps und lästern manchmal gemeinsam über solche Besitzer von Riesen – Wohnmobilen, die aufgrund ihrer Länge und Breite gleich zwei Plätze füllen oder weiterfahren müssen, weil sie nicht in die Lücke passen. Wir haben bisher immer Glück gehabt und einen Platz gefunden.

In strömendem Regen erreichen wir Villafranca, nachdem wir diverse Berge erklommen haben. Nach einigen Stunden Fahrt ist dies der erste Ort, in dem uns trotz des starken Regens Menschen begegnen.

Die meisten Orte in den Bergen bestehen aus drei bis vier Häusern – wenn überhaupt – und außer Schafen oder Kühen sehen wir niemanden. Wir müssen dringend unsere Beine vertreten und betrachten dabei den rauschenden Fluss unter den alten Brücken. Ein schneller Gang über eine Brücke – denn der Regen hält kurz inne – führt uns durch das alte Stadttor zur kleinen Kirche mit dem Augenfenster. —

Unser nächster Stellplatz ist in Marina di Pisa, knapp dreißig Minuten von Pisa entfernt. Der Stellplatz ist hier um einiges günstiger als in Pisa.

Mit dem Bus fahren wir zum „Torre“. Und hier haben wir Glück: Die Sonne scheint und nach dem Hochsteigen aller 256 Stufen des schiefen Turms betrachten wir Pisa und die Umgebung von oben.

Der berühmte Turm ist tatsächlich schief, je nachdem von wo aus man ihn betrachtet, scheint er mehr gebeugt. Dieses nutzen mit uns etliche Touristen um Selfies oder andere Fotos zu kreieren, die aussehen, als ob man den Turm stützt … Dazu verrenken sich die Menschen so sehr, dass dies schon fast lustiger anzusehen ist als der Turm selbst.

Die Kathedrale direkt daneben ist prunkvoll, groß und gleichzeitig beeindruckend. Schließlich spazieren wir die gesamte Strecke von 3,5 Kilometern auf der alten Stadtmauer entlang, bis unsere Füße lahm sind. Irgendwann gelangen wir an den Fluss Arno und andere schöne Plätze in Pisa.—

Gegenüber der Insel Elba stehen wir später neben dem netten Rentnerpaar Elfriede und Gerhard aus Stuttgart auf einem Mix-Parkplatz  in Piombino. Von hier oben genießen wir einen wunderschönen Blick auf das Meer bis zur Insel.

Die kleine Stadt haben wir schnell durchwandert. In der autofreien Gasse zwischen dem Glockenturm und dem „Torrione e Rivellino“ reihen sich nette und gemütliche Restaurants aneinander. Als wir am Abend noch einmal zur schönen Promenade gehen, erleben wir die rote Abendsonne, die im Meer versinkt und das Castell von Piombino ist farbig beleuchtet. –

Den nächsten Stopp wählen wir dann doch bewusst aus: In Saturnia ganz in der Nähe vom größeren Ort Grossetto gibt es eine natürliche Thermalquelle mit schwefelhaltigem 37 Grad warmen Quellwasser. Viele Menschen reisen hierhin, um ihre Beschwerden, z.B. Rheuma, zu lindern oder einfach weil es schön ist, kostenlos in einer Naturquelle zu relaxen und zu baden. Den Schwefelgeruch finden wir nicht so schlimm, den können wir nach dem Bad entweder an der Strandbar oder bei unserem Stellplatz knapp 1000 Meter hinter der Quelle abduschen. Ein Shuttlebus fährt alle Camper, die zur Quelle hin oder zurück wollen, kostenlos dorthin. An einem Tag nehmen wir das Handy mit, um ein paar Aufnahmen zu machen. Doch das ständige Aufpassen, dass es nicht nass wird und das Einpacken in eine wasserfeste Tasche, die wir ins Schilfgras legen, lässt uns am nächsten Tag entscheiden ohne Handy das Wellnessbad entspannt zu genießen. Leider hat am ersten Tag das heftige Morgengewitter den Fluss so aufgewirbelt, das er bräunlich und schmutzig aussieht und die klaren Schwefelwellen sich dagegen schön abheben. Am Folgetag genießen wir eine warme Sonne samt einem klaren Fluss und warme „Naturbadewannen“, bis wir Schrumpelfinger haben und uns die Sonne rot gebrutzelt hat. —

In Anzio, einer kleinen Stadt, die zur Metropolitanstadt Rom gehört, müssen wir dagegen den Regen wieder aushalten. Anzio liegt 58 Kilometer südlich von Rom und am Tyrrhenischen Meer. Wir haben Rom bewusst ausgelassen, denn Italiens Hauptstadt hatten wir vor vielen Jahren schon einmal besucht, wie ebenso Neapel, den Vesuv, Pompeji und die Insel Capri. Stattdessen entdecken wir hier auf einem Spaziergang zwischen Regenschauern die Ruine der „Villa Neros“ am Strand. Schon in der römischen Zeit war der Ort „Antium“(lat.) ein beliebter Badeort. Viele vornehme Römer besaßen hier eine Villa, von denen die eine oder andere Ruine noch erhalten ist. Der lange Sandstrand lockt auch heute viele Menschen ans Meer, trotz der Wolken, die den nächsten Regen ankündigen. Die „Grotte die Nerone“ säumt eine lange Strecke am Strand bis zu den Höhlen, in die wir hineinklettern.

Uns fällt auf, dass hier am Strand einige Menschen mit gelben Mülltüten herumgehen und Müll aufsammeln. Irgendwo sind ein paar bunte Windräder als größere Fläche in den Sand gesteckt, darinnen spielt ein Mann Gitarre, Menschen mit ebensolchen gelben Mülltüten behangen stehen dabei, lachen und unterhalten sich und Kinder spielen zwischen ihnen und bauen mit dem nassen Sand Burgen. Wir gehen neugierig hin und fragen, was hier geschieht. Von einer italienischen Frau, die uns auf Englisch von ihrer Kollegin übersetzt, erfahren wir, dass hier ein kleines „Happening“ stattfindet. Durchgeführt wird diese Aktion vor allem von der italienischen Umweltschutzorganisation „Legambiente“(auf Deutsch „Umweltliga“). Die Organisation mit dem grünen Schwan als Logo ist bekannt für ihre nationalen Aktionen „Spiagge pulit (auf Deutsch “ saubere Strände“) und „Puliamo il mondo“ (auf Deutsch “wir putzen die Welt“).

Das erfolgreiche Resultat sehen wir hier am Strand, denn in der Mitte der Windräder gleich neben dem Musiker stapeln sich etliche volle Müllsäcke. Das Thema Müll ist in Italien also wohl bekannt, auch wenn wir nicht wirklich merken, dass viel dagegen unternommen wird. Dennoch freuen wir uns über diese Organisation und bedanken uns bei den Frauen für die ausführliche Erklärung.

Im Stadtkern beim Platz „Piazza Pia“ findet gerade ein kleiner Blumenmarkt mit emsigem Treiben statt. Kaum scheint die Sonne, füllen sich die Cafés. Die Kirche „Santi Pio e Antonio“ und der Springbrunnen daneben bieten einen schönen Anblick. —

Wer schon einmal im Auto auf Italiens Straßen unterwegs war, weiß was wir erleben. Da wir auch hier keine Maut für die Autobahnen zahlen möchten, müssen wir wohl oder übel durch tiefe Schlaglöcher, weil es kaum möglich ist, sie zu umfahren. Unser TrauMobil tut uns richtig leid, hoffentlich halten die Reifen und Stoßdämpfer es aus. Wir haben den Eindruck, je mehr wir in den Süden kommen, desto schlechter sind die Straßenverhältnisse, besonders in den kleineren Orten.

Nach einer holprigen Strecke entlang des Meeres in Richtung Neapel kommen wir in strömendem Regen im Ort Santa Maria Capur Vetere an. Mit Regenjacken und Gummistiefeln gehen wir zum in der Nähe befindlichen „Anfiteatro Campano e Museo dei gladiatori“. Es heißt, nach Roms Kolosseum sei dies das zweitgrößte Amphitheater. Zwar ist es an den Außenmauern nicht mit dem von Rom zu vergleichen, aber die unterirdischen Gänge sind begehbar und wir kommen uns vor wie in einem verwunschenen Irrgarten. Angeblich soll es restauriert sein, wir verstehen darunter aber wohl etwas anderes als die Restaurateure; interessant ist es trotzdem.

Auf unserem Weg durch die Stadt entlang am „Theater Garibaldi“ kommen wir auch an unzähligen schäbigen Häusern vorbei. Schon auf dem Weg an der Nationalstraße fallen uns die vielen Hausruinen, leerstehende und unfertigen Häuser auf. Hier inmitten in der Stadt stehen schöne alte verzierte Häuser neben Hausruinen und auch hier liegt an allen Ecken und auf den Straßen der Müll. Laut einer Umfrage verbringen die meisten Deutschen in Italien ihren Sommerurlaub. Sehen sie den Müll nicht oder verschließen sie ihre Augen davor? Auch hier sehen wir wieder einmal die Armut im Süden eines Landes, was wir nicht zuletzt an den eben beschriebenen Häuserwracks erkennen.

Wir wachen am Morgen früher auf, weil durch irgendeine Ritze unserer Abdunklung ein blaues Licht leuchtet. Beim Öffnen sehen wir direkt neben unserem TrauMobil einen Ambulanzwagen mit Blaulicht stehen. Schon mehrmals hatten wir beobachtet, dass manche Sanitäter ihre Pausen auf diese Art entweder in einem Schnellrestaurant oder auf öffentlichen Parkplätzen halten. Also frühstücken wir erst einmal in Ruhe. Als der Wagen etwas später davon fährt, geht Susanne zum Nachbar-Wohnmobil aus Augsburg, um der Nachbarin eines ihrer ausgelesenen Bücher zu schenken. Susanne erfährt, dass tatsächlich der Mann der Frau wegen eines Schwächeanfalls soeben abgeholt und ins nächste Krankenhaus gebracht wird. Seine Tabletten haben, sagt die Augsburgerin, nicht mehr geholfen und nun hat sie den ADAC angerufen, der Beide samt ihrem Wohnmobil zurück nach Deutschland abschleppt. Dazu muss der Mann allerdings vom Krankenhaus eine Bescheinigung erhalten, in der steht, dass er wirklich nicht mehr selbst fahren darf. Seine Frau kann kein Auto fahren. Wir bieten ihr an, sie zum Krankenhaus zu bringen, aber sie lehnt dankend ab; ihr Mann komme sicher gleich wieder. Er war vor drei Tagen schon einmal wegen des Schwächeanfalls von der Ambulanz abgeholt worden. Wir verabschieden uns und wünschen ihr und ihrem Mann alles Gute. Über das Buch hat sie sich gefreut und fängt gleich an es zu lesen. —

Beim nächsten Stopp im hässlichen Ort Paolo an der Küste Süditaliens, stehen wir, nachdem der Regen endlich etwas nachgelassen hat, auf einem gemischten Parkplatz direkt am Meer. Vor uns sehen wir den Strand mit dem schwarzen Sand; die Wellen des Meeres schlagen gewaltig ans Ufer, als ob sie wütend wären. Eine Stadterkundung sparen wir uns; die Fahrt hierhin war lange, anstrengend und der Ort am Berg mit der lauten Bahnstrecke hinter uns lädt wirklich nicht dazu ein. Etliche junge Pärchen stellen sich in ihren Kleinwagen neben und hinter uns, bis die Dunkelheit einbricht.

Als wir so gegen 3 Uhr noch im Tiefschlaf liegen, klopft Jemand laut an unsere Tür. Wir schrecken beide auf und sitzen kerzengerade im Bett. Da will sich sicher einer der PKW Insassen einen Scherz erlauben. Doch durch die halb geöffnete Jalousie sehen wir neben uns einen Polizeiwagen stehen. Und etwas vor diesem ein Auto, das mit seinen Vorderrädern im sandigen Boden abwärts zum Meer hin steht. Irgendwann fährt der Polizist wieder und lässt das Paar zurück. Ein wenig später beobachten wir, wie ein Kleinwagen, vermutlich ein Freund, versucht das Auto aus dem Sand zu ziehen. Leider erfolglos, denn das Seil reißt und die Italiener unterhalten sich nicht leise und versuchen mit anderen Möglichkeiten das Auto herauf zu bekommen. Trotz unserer Müdigkeit ziehe ich mich schnell an, an Schlaf ist eh nicht mehr zu denken, und biete meine Hilfe an. Nur die junge Frau kann Englisch und schließlich schafft unser starkes TrauMobil es nach einigem Hin- und Her, das Auto mit unserem Abschleppseil herauf zu ziehen. Das ist gar nicht so einfach gewesen, denn auch bei uns drehen die Räder im Sand durch. Dank der Antirutschmatten, die wir dabei haben, klappt es und wir alle sind erleichtert. Susanne, die aufgrund ihres seit ein paar Tagen wieder aufgetretenen Schwindelgefühls nicht mit raus kommt, drückt ein paar Mal von drinnen auf ihre Handykamera.

 

Susanne bittet mich dann, sicherheitshalber unser TrauMobil ein paar Meter woanders hin zu parken, damit wir nicht auch noch im Sand abwärts rutschen. Gegen 5 Uhr schlafen wir endlich wieder erschöpft ein, um nach drei Stunden Schlaf gegen 8 Uhr durch lautes Hupen geweckt zu werden. Es sind Busfahrer, die hier parken. Neben, hinter und vor uns stehen etliche Busse – wir stehen auf einem Busparkplatz. Schnell zurren wir alles Wackelige fest und fahren ein paar Straßen weiter auf einen freien Platz, um dort zu frühstücken. Wir sind an diesem Tag beide recht müde und geschafft von dieser nächtlichen spannenden Aktion.

Es regnet heute schon wieder. Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, reisen wir daher recht flott gen Süden. Es geht dabei durch etliche Tunnel. Sizilien wird bald unser nächstes Ziel sein. Bis dahin ist der Weg nicht mehr allzu lang. Dort werden wir dann etwas länger verweilen; machen sozusagen Urlaub vom Fahren.  Wer weiß, was wir dort und auf der Insel alles erleben.

Wir werden es Euch im nächsten Blog berichten.

Bis dahin seid lieb gegrüßt von SuMi im trockenen Wohnmobil.


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