Andalusien – Teil 2

Im zweiten Teil unserer Fahrt durch Andalusien machen wir uns auf den Weg nach Cordoba. Wir fahren an unzähligen Olivenhainen vorbei – und wir dachten nach unseren bisherigen Erlebnissen, dass die meisten Oliven in Portugal angebaut werden, aber da waren wir noch nicht in Andalusien.

Aber hier stehen Olivenbäume soweit das Auge reicht: Sie ziehen sich über Täler, an viel befahrenen Autostraßen entlang, an Berghängen hoch; gerade wie mit dem Lineal gezogen stehen sie dort und die jungen Bäume sind mit Manschetten am Stamm noch zusätzlich geschützt. In Cordoba finden wir auch einen Stellplatz, der zwar direkt in der Altstadt ist und in direkter Nähe zur „Mezquita“ (Kathedrale), aber die 17,50 € pro Nacht empfinden wir – so wie schon öfters erlebt – als ziemlich happig in Anbetracht der Tatsache, dass dafür lediglich ein Platz ohne weitere Leistungen zur Verfügung gestellt wird; das haben wir an anderen Plätzen schon besser erlebt.

„Mezquita“ ist die spanische Form des Wortes „Masdschid“ in arabisch und entspricht dem ebenfalls gleichbedeutenden deutschen Wort „Moschee“. Die Mezquita gehört mit ca. 23.000 m² zu den größten ehemaligen Moscheebauten weltweit und ist seit 1984 Unesco – Weltkulturerbe. Das besondere an ihr ist, das sie im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Religionen genutzt wurde (Mitte des 6. Jahrhunderts als westgotische Basilika Sankt Vinzenz, 786 – 1146 als Moschee, ab 1146 als katholisches Gotteshaus), die immer wieder An- und Umbauten vornahmen, aber die vorherigen Bauten integrierten; also gerade in heutiger Zeit ein wunderbares Zeichen, dass Menschen mit unterschiedlichen Religionen durchaus zusammenleben und gestalten können und den jeweils anderen nicht verteufeln, sondern seine Ideen und Vorstellungen von Gott integrieren.

Wir haben auf unserer Reise ja schon viele Kathedralen und Kirchen gesehen, aber diese Moschee-Kathedrale stellt sie alle in den Schatten: Wir gehen staunend durch den berühmten Betsaal mit seiner Aufteilung in 19 etwa gleich hohe Schiffe, die durch Hufeisenbögen verziert sind. Immer wieder entdecken wir neue Details und durch Lichtbrechungen in verschiedenen Oberlichtern neue Bilder und Schattierungen – wunderbar!

Danach gehen wir durch die sogenannte Blumengasse „Calleja de las Floras“, können aber wegen der vielen asiatischen Touristen kaum die schönen Blumen an den Mauern bestaunen, die ein beliebtes Fotomotiv sind. Auf unserem Weg durch die Innenstadt besuchen wir auch eine Synagoge, die einen –  allerdings nur kleinen – Einblick in das jüdische Leben hier gibt (es wiederholen sich leider auch hier die Geschichten von Verfolgung und Ausgrenzung der Juden über viele Jahrhunderte in allen Teilen der Welt).

Wir schließen unseren Besuch in Cordoba ab mit dem Gang über die Brücke „Punte Romano“ zum „Torre de la Calahara“, einem alten Turm, der zum einen ein interessantes historisches Museum aufweist, zum anderen oben auf seinem Dach einen herrlichen Blick über die gesamte Stadt bietet.

Über eine kurvenreiche Straße gelangen wir nach Jaen, wo wir im Nebel und Regen auf einem großen Platz übernachten – hier stehen wir zwar völlig alleine, aber in der direkten Nähe zur Polizei, die uns auf Nachfrage auch die Übernachtung dort freundlich gestattet.

Auf unserem weiteren Weg nach Granada wählen wir auf meinen Wunsch hin nicht die Autobahn und große Straßen, sondern kleine, kurvenreiche und sehr hochführende Landstraßen. Wir fahren teilweise bis auf 1.800 m hoch und durchqueren viele kleine Bergdörfer, die manchmal nur aus wenigen Häusern bestehen. In einem dieser Dörfer passiert es dann: Wir stecken in einer kurvigen Straße fest, es gibt kein Vor und Zurück, Autos haben am Straßenrand alles sehr eng zugeparkt und die hinter uns Wartenden hupen aufdringlich. Susanne muss aussteigen,  die Seitenspiegel werden eingeklappt und mit Susannes hilfreichen hin und her / vor und zurück – Anweisungen manövriere ich unser TrauMobil so gerade noch aus dieser Enge heraus, ohne es und andere Autos zu beschädigen. Nach weichen Knien hilft uns dann ein netter Spanier weiter, indem er vor uns fährt und uns durch das Gassengewirr zur nächst größeren Straße nach Granada lotst.

Auf unserer weiteren Fahrt sehen wir von oben ankommend die sehr große Stadt Granada. Wir schlängeln uns durch dichten Verkehr bis zum Parkplatz der „Alhambra“, die wir besichtigen wollen. Als wir aber feststellen, dass das Parken von Wohnmobilen mit 1,80 € pro Minute berechnet wird und wir für 24 Stunden einen Tagessatz von ca. 35€ bezahlen müssten (dazu kommen ja noch sehr hohe Eintrittsgelder für die „Alhambra“), beschließen wir, dass dieser Preis  für uns zu hoch ist und wir verlassen Granada in Richtung Motril.

Wir suchen uns einen Stellplatz direkt am jetzt schon aufgewühlten Mittelmeer und wir sind nicht die einzigen Stellplatzbesucher an diesem Tag. Wir trinken im Strandcafé noch etwas, bevor wir uns zur Nacht in unser TrauMobil zurückziehen. Dann aber kam „Felix“: ein Sturm, der auf unserer Wetter-App wirklich erst kurz davor angekündigt wurde mit einer amtlichen Unwetterwarnung (Windstärke 10, bis zu 6 m hohen Wellen und starke Regenfälle). Wir schlafen kaum, unser TrauMobil schaukelt sehr und wir haben schon Sorge, das das Meerwasser bald an unseren Reifen angelangt ist. Am frühen Morgen gegen 06:00 Uhr beschließen wir dann doch dort aufzubrechen, es ist uns einfach zu gefährlich. Wir fahren etwas ins Ortsinnere, wo wir dann geschützt zwischen den Häusern ein sehr frühes Frühstück einnehmen, bevor wir weiterfahren nach Cabo de Gata.

Wie bereits im ersten Andalusien-Bericht erwähnt, überrascht uns Andalusien immer wieder mit einer Vielfalt von Landschaftsbildern, Stadt- und Gemeindestrukturen und unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsformen der hier wohnenden Menschen: Teilweise prosperierende Städte mit regem Stadtleben, dann wieder karge Mondlandschaften oder kilometerweite Anbauplantagen mit Mandarinen, Orangen und Tomaten, wieder woanders schrecklich zubetonierte Touristenorte oder einsame kleine Orte, wo kaum eine Menschenseele zu sehen ist.

In allen Regionen Andalusiens – mal mehr oder weniger – ist uns allerdings die große Vermüllung des Landes sehr negativ aufgefallen. Nicht dass es keine von der Stadt aufgestellte Mülltonnen oder Müllcontainer gäbe – diese sind auch in weniger touristisch genutzten Orten regelmäßig zu sehen. Es ist jedoch  eine Unmenge an Müll in der Landschaft zu sehen: Von achtlos aus den Autos geworfenen Flaschen und Tüten am Straßenrand und Plastikfetzen der Plantagen bis hin zu in die Landschaft abgekippten Fernsehgeräten und Bettrosten. Natürlich ist uns klar, dass auch wir in Deutschland sehr viel Müll produzieren, den wir dann jedoch „wenigstens“ und halbwegs geordnet in einer Müllkippe „entsorgen“ oder aus unserem Blickfeld weg nach Afrika verschiffen, aber hier in Andalusien wird uns das Müllproblem besonders deutlich, da es so unmittelbar vor unseren Augen die schöne Landschaft verschandelt. Wir bekommen auch hier beim Einkaufen immer wieder und ungefragt Plastiktüten angeboten, nach der Ablehnung derselben wird uns mit viel Unverständnis begegnet. Etwas „Gutes“ hat der Müll in der Landschaft: Wir beide achten noch mehr als eh‘ schon darauf, sehr wenig Müll zu produzieren oder zu erwerben und zum Beispiel Mülltüten mehrfach zu nutzen.

In Cabo de Gata  – auch hier fahren wir auf dem Weg dorthin durch vermüllte Landschaften – nisten wir uns für ein paar Tage auf einem Campingplatz ein, der sich wie eine Oase in der eben beschriebenen Landschaft befindet.

Hier veranstaltet Susanne ihren ersten Handarbeitsbasar, auf dem sie die auf unserer Reise von ihr selbst gebastelten Kräutersäckchen, Ohrringe etc. anbietet; es wird – dank fehlender Standgebühr wie auf einem normalen Flohmarkt – ein guter Erfolg.

Wir lernen Ann, eine Rentnerin aus England kennen, die Susanne zu einer weiteren Idee für Bastelarbeiten animiert: Ann häkelt aus alten Videobändern Untersetzer, Taschen und vieles mehr. Es dauert nicht lange und Susanne hat mit einer von Ann geschenkten Filmrolle die ersten Upcycling Dinge kreiert.

Von Cabo de Gata fahren wir mit dem Bus nach Almeria. Dort besichtigen wir die eher düstere Kathedrale und die Burganlage „Conjunto monument de la Alcazaba“, von der man einen schönen Blick auf die Stadt und das Meer hat. Vorbei an römischen Ausgrabungen und schön angelegten Gärten, deren Blumen Susanne immer wieder zum Anhalten, Bestaunen und Fotografieren ermuntern, essen wir in einem kleinen marokkanischen Restaurant (auch hier merkt man, dass die Preise in Touristenregionen deutlich höher sind als anderorts).

Außerdem unternehmen wir dann auch noch Fahrradausflüge in kleine Dörfer, z.B. Monteleva und entdecken dort inmitten einiger Salzabbauseen eine gut erhaltene Kirche, die jedoch ziemlich verloren und einsam (unbenutzt?) in der Landschaft steht. Ebenfalls auf unserer Fahrradtour treffen wir in La Fabriquilla auf einem kleinen Wohnmobilstellplatz Christina wieder (wir hatten sie in Portugal kennengelernt) und Susanne und sie tauschen sich ein wenig über die erlebten Zeiten bis hierher aus.

Nun führt uns unser weiterer Weg ab der Küste hoch zum Leuchtturm „Faro de Cabo de Gata“. Ein schöner Ausblick nach der bergigen Kurvenfahrt durch wunderschöne Landschaften dorthin belohnt uns und wir staunen wieder einmal über die unendliche Weite des Meeres und die Kraft der Sonne, die ein magisches Glitzern auf die Wellen zaubert.

Wir erleben viele schöne Aussichten innerhalb des Naturparks „Cabo de Gata – Nijar“ und durchqueren dabei viele ganz kleine Orte, vor deren Toren oft die riesigen Paprika- und Tomatenplantagen bewirtschaftet werden und sehen dort auffallend viele farbige Menschen. Nach meinen späteren Internetrecherchen kommen ja mittlerweile viele Flüchtlinge aus Afrika gerade an Spaniens Küsten an (da Italien und seine rechtspopulistische
Regierung den Flüchtlingsbooten kategorisch die Einfahrt verbietet); diese verdingen sich dann zu einem Hungerlohn in den Plantagen und „wohnen“ in Hausbaracken, Wellblechhütten oder Plastikunterkünften, die wir auf unserer Fahrt auch immer wiesder gesehen haben. Das alles heißt im Umkehrschluss, dass die Tomaten, die wir zum Beispiel in Deutschland im Supermarkt zu billigen Preisen kaufen, von diesen Menschen geerntet werden, weil Spanier diese Arbeit nicht mehr machen möchten. Gleichzeitig haben jedoch die Menschen in Andalusien bei der letzten Regionalwahl die rechtsextreme „Vox“-Partei gewählt, die sich für eine strammnationale Ausländerraus – Politik stark macht. Also auch hier machen sich die „Einheimischen“ – so wie wir auch in Deutschland – an vielen Dingen mitschuldig.

Wir legen einen Stopp in der Nähe von Carboneras auf einem Stellplatz ein. Hier können wir ein Angebot nutzen, das mittlerweile einige Stellplätze anbieten: Einen mobilen Reparaturservice für Wohnmobile. Da ich vor einiger Zeit beim Zurückfahren unseren Fahrradgepäckträger etwas beschädigt hatte und nur notdürftig selbst reparieren konnte, nutze ich dieses Angebot und für wenig Geld (27,00€) wird es repariert (meine vorherige Recherche über mehrere Wohnmobilreparaturbetriebe ergab dort Preise zwischen 110,00 € und 240,00 €).

Über die „Sierra Cabo de Gata Nerja“ (ich liebe Fahrten durch die Berge!) geht unsere Fahrt weiter in herrlicher Sonne nach Mojácar an einen schönen Strandparkplatz, bevor wir danach in Richtung Murcia nun Andalusien verlassen; davon lest ihr demnächst mehr in unserem Blog.

Wir grüßen alle daheim gebliebenen und anderen Freunde aus unserem TrauMobil

SuMi


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Kommentare

2 Antworten zu „Andalusien – Teil 2“

  1. Avatar von Stefanie
    Stefanie

    Hallo ihr Lieben, ich finde eure Reise sehr spannend.
    Hätte ich doch gerne selbst so eine Reise angetreten und bin es in meinen Träumen schon tausende Male.

    Dazu gehört auch der Mut vieles hinter sich zu lassen und neues zu entdecken.
    Der Blog ist sehr toll formuliert und geschrieben, sodass es noch mehr Freude macht eure Reise zu verfolgen. Ich wünsche euch noch weiter eine schöne Reise und viele Abenteuer.
    Liebe Grüße Steffy

    1. Avatar von michael
      michael

      Liebe Steffi,
      über Deinen Kommentar haben wir uns sehr gefreut.

      Du hast recht:
      Veränderungen beginnt mit dem ersten Schritt und der benötigt Mut.

      Michael

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