Auch wenn unsere werten Blogleser/Innen bereits den Gibraltarbericht verfolgt haben, müssen wir nun hier noch einmal kurz unsere Route von davor beschreiben. Wir wollten gerne den Bericht vom spanischen Andalusien im Gesamten erzählen, aber obwohl wir längst nicht alles gesehen haben, wird es dennoch zu viel. Deshalb gibt es nun hiermit den ersten Teil.
Wir fahren bewusst manches Mal durch eher kleinere und unbekanntere Orte und meiden die Großstädte. So kann es vorkommen, das andere Reisende vielleicht eine gänzlich andere Tour genommen hätten; wir aber die für uns interessanteren, spannenderen, mitunter abenteuerlichen und erlebnisreichen Wege nehmen. Somit wünschen wir wie immer viel Freude beim Lesen.
Kurz nach der Überquerung der Grenze von Portugal nach Spanien beim Fluss „Guadiana“ landen wir in der Region Huelva (eine der acht Regionen in Andalusien) – finden dort jedoch keine für uns geeignete Bleibe und fahren weiter nach Sevilla. Es ist die Hauptstadt der autonomen spanischen Region Andalusien. Wir stehen direkt in Hafennähe und die Altstadt ist in etwa zehn Minuten mit dem Rad erreicht. Die (angeblich) größte Kathedrale Spaniens steht sehr zentral. Hierin soll auch das Grab von Christoph Columbus sein, doch die lange Touristenschlange versperrt uns die Sicht. Hingegen der 35 Etagen hohe Aufstieg zum Glockenturm „Giralda“ – das übrig gebliebene Minarett der ehemaligen Moschee, die im 15. Jahrhundert niedergerissen wurde – lohnt sich mit einem Rundumblick über ganz Sevilla. Die Altstadt von Sevilla ist die größte in Spanien und Sevilla selbst liegt zentral inmitten herrlicher Landschaft.
Andalusien selbst steckt voller Gegensätze: Da ist zum Einen der wilde Atlantik und zum Anderen das mildere Mittelmeer; hier blühende Blumen und (Oliven/Mandel-) Bäume, an anderen Stellen karge Hügel und Berge und fast wüstenartige Gipfel, die eher einer Mondlandschaft gleichen; meist ganzjährig herrlich sonnige Tage oder aber auch bedrohliche und heftige Stürme…
In Sevilla gibt es unzählige Orangenbäume, die die Straßen säumen und die Früchte hängen verlockend tief herab. Es sind kleine Orangen, eher so groß wie Mandarinen. Pech für mich: Meine Neugierde ist nicht zu bremsen, ich pflücke eine, probiere sie – und – spucke sie gleich darauf wieder aus. Bitter! Ja, tatsächlich sind hier die sogenannten Bitterorangen angebaut, aus denen Orangeat und aus der gesamten Frucht Orangemarmelade, wie ebenso Parfüm, Seife und ähnliches hergestellt wird. Vom Glockenturm schauen wir auf das in der Nähe befindliche Burgportal, des Palastes „Alcázar“, beschließen aber zunächst in das jüdische Viertel „Santa Cruz“ mit den kleinen verwinkelten Gassen zu gehen. Wie in einem Labyrinth – so steht es im Reiseführer – geraten wir tatsächlich so weit ins Innere der Altstadt, erfreuen uns an kleinen Gewürzläden, Cafés und anderen hübschen Häusern, so dass wir nur mit Mühe und Map-Hilfe zu unseren Rädern, die nahe bei der Kathedrale stehen, zurückfinden.
Im „Plaza de Espania“, einem herrlich großem und wunderschön angelegten Platz mit verzierten Brücken und den mit Azulejos gefliesten Wappen aller spanischen Regionen auf den Bänken verweilen wir eine gute Zeit. Das halbkreisförmige palastähnliche Gebäude dient als Symbol einer „Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien“. Die Sonne scheint und wir staunen über diesen herrlich bunten Baustil. Kutscher mit ihren Pferdegespannen bieten Stadtführungen an, wir jedoch haben unsere eigenen „Sättel“ dabei. Mit kleinen Booten kann man sogar unter den Brücken hindurch rudern. An allen Ecken werden spanische Fächer angeboten und schließlich erleben wir Flamencotänzerinnen und Musiker, die den Tanz mit Kastagnetten und Geklapper richtig gut beherrschen. Hier in Sevilla gibt es unzählig viele Flamencontänzer/innen, ein Flamencomuseum sowie ein Flamencotheater.
Im angrenzenden botanischen Park „Maria Luisa“ stehen jede Menge uralte Bäume mit verworrenen Wurzeln; es gibt einen großen Vogelteich und diverse blühende Blumen. Wir haben Januar, wie schön und blühend mag es dann im Sommer hier sein?
Tags darauf fahren wir zu dem „Metropol-Parasol“, den Holzpilzen. Das ist eine Holzkonstruktion, die von dem deutschen Architekten Jürgen Mayer zwischen 2005 und 2011 erbaut wurde. Das 150 Meter lange, 70 Meter breite und 26 Meter hohe Gebilde ist die derzeit größte Holzkonstruktion der Welt und modernes Wahrzeichen von Sevilla. Je nach Sicht sieht es tastsächlich wie überdimensionale Pilze aus, die durch einen Treppengang begehbar sind. Auch von hier haben wir einen herrlichen Blick auf die Stadt.
Am Fluss „Guadalquivir“ bestaunen wir den „Torre del Oro“ – goldener Turm genannt, weil seine Spitze im Schein der Sonne wie Gold glänzt. Das kleine jüdische Museum in einer der engen Gassen ist zwar teilweise informativ, aber wir finden es dennoch viel zu klein, um einen richtigen Eindruck davon zu bekommen, dass auch in Spanien immer schon die Juden verfolgt und ausgegrenzt wurden.
Sevilla ist bunt und farbenfroh, überall sieht man Studenten, Spanier stehen mitten im Weg und unterhalten sich lautstark; an diversen Straßenecken locken in den Cafés die Churros und andere typische süße Leckereien; an vielen Plätzen in der Altstadt sieht man prunkhafte Paläste und von weiter außerhalb hört man den Verkehr und sieht viele Hochhäuser.
An der Küstenstadt Cádiz fahren wir vorbei, stattdessen besuchen wir die kleine Stadt Tarifa. Das ist nun wirklich die schmalste Stelle im Süden Spaniens an der Straße von Gibraltar. Es gibt eine gleichnamige Miniinsel bei Tarifa, die jedoch leider zurzeit nicht zu betreten ist; warum, haben wir nicht erfahren. Am Hafen „Puerto de Tarifa“ stehen die riesigen Schiffe, die bald nach Marokko übersetzen. Vom Turm der Burganlage, die wir besichtigen, haben wir die Sicht herüber zu den Bergen von Marokko sowie zur großen weißen Christusstatue, die an der Mole des Hafens weit sichtbar ist. Leider hat man hier wegen der vielen Flüchtlinge überall Zäune und Gitter gebaut, sodass wir nicht bis ans Ende der Mole gelangen können.
Ein Bummel führt uns durch die kleinen Gassen des Ortes – entlang der Stadtmauer und durch das Stadttor bis zur Kirche, die leider geschlossen ist. Das in der Nähe befindliche spanische Restaurant hingegen bietet auch für uns Vegetarier etwas Brauchbares und von der jungen österreichischen Kellnerin, die sich freut, mal wieder deutsch sprechen zu können, erfahren wir vom tollen Strandstellplatz.
Da fahren wir hin und sind tatsächlich beeindruckt. Hier stehen sie, die „Winterflüchtlinge“ aus allen möglichen Ländern. Direkt mit Blick zum Meer bzw. der Straße von Gibraltar. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite – auf der sogenannten „Schweinewiese“ – stehen ebenfalls etliche Camper und Aussteiger; uns gefällt es jedoch hier mit dem Meeressonnenuntergangsblick viel besser…
… das aber nur bis zum sehr frühen nächsten Morgen, denn dann tobt ein heftiger Sturm: Der Wind peitscht an unser TrauMobil, es schuckelt und ruckelt und ein Platzregen setzt ein. Wir mögen vielleicht noch etwas unerfahren sein und nicht ganz so mutig wie die anderen Camper, das ist uns aber in dem Moment egal. Rasch packen wir alles ein und fahren in der Dunkelheit durch riesengroße Schlaglöcher, die mit Regenwasser gefüllt zu fast kleinen Seen geworden sind. Später auf der Hauptstraße sehen wir, das wir doch nicht die Einzigen sind. Wir halten im Ort neben einer Tankstelle und frühstücken erst einmal. Als sich der Wind endlich legt, trauen wir uns heraus und schließlich weiter.
Später erfahren wir, dass hier, wo sich der Atlantik und das Mittelmeer treffen, oft solche Wüstenstürme vorkommen. Der Wind war tatsächlich auch eher warm – er kommt von Afrikas Wüsten herüber geweht – das ist hier schnell möglich, zumal die engste Stelle der Straße von Gibraltar bei Tarifa nur 14 Kilometer beträgt.
Nachdem wir von Gibraltar (siehe letzter Blogeintrag Gibraltar) weiter fahren, landen wir wegen überfüllten Stellplätzen an der Küste entlang schließlich in Valle-Niza auf einem Campingplatz. Der kleine Ort liegt kurz hinter Malaga. Auf der anderen Straßenseite des Campingplatzes glitzert das Mittelmeer und unsere direkten Stellplatz-Nachbarn Jutta und Marion aus Berlin sind für diese Zeit nette Gesprächspartner – insbesondere für mich – und freundliche Zeitgenossen. Michael fährt nämlich an einem Vormittag mit dem TrauMobil zum Reifenhändler in den nächsten Ort. Hier bekommt unser treues Gefährt vier neue Reifen. Das war nötig und billiger als in Deutschland.
An den sonnigen Tagen muss ich leider die „Hausbemalung“ erneuern, weil der starke Sturm von Tarifa die Farbe weg geweht hat. Tatsächlich landete die vorher gut getrocknete Farbe entweder an anderer Stelle unseres TrauMobils oder war ganz verschwunden. Mit im Baumarkt gekaufter guter Farbe wird nun übermalt, korrigiert und erneuert.
An einem Tag fahren wir mit dem Bus nach Malaga. Gleich beim Hafengelände am Riesenrad hält er und in wenigen Minuten sind wir an der großen Kathedrale angelangt. Auch hier hat bis zum Jahr 1528 eine große Moschee gestanden. Die Kathedrale mit vielen kleinen Altären, Säulen und zwei großen Orgeln ist ähnlich wie die vielen Kathedralen, die wir bis jetzt gesehen haben. Im Kirchpark sonnen wir uns unter Orangenbäumen auf einer Bank und genießen die 26° Grad. Wir unterhalten uns mit den neben uns sitzenden Franzosen, die sich nicht dafür schämen, das sie kein Englisch, Spanisch geschweige denn Deutsch sprechen können, aber sich dennoch freuen und uns loben, weil wir ein wenig Französisch können.
Auch hier flanieren wir durch enge und schöne Gassen, sehen das Geburtshaus von Picasso, gehen aber wegen des traumhaften Wetters nicht in das Picasso – Museum. Stattdessen hören wir mit einem großen Eis in der Hand den zahlreichen Straßenmusikern zu. Entlang der Festungsmauer, die wir erklimmen, sehen wir von oben die Reste des römischen Theaters. Kurz vor dem „Park Malaga“ mit Palmen, Brunnen, vielen Katzen und grünen Wellensittichen gelangen wir zu einem Haus mit Turm. Auf einem Schild steht, das er früher dazu die diente, den Hafen zu beobachten, welche Schiffe von woher kamen; solcherlei Turm Häuser gab es mehrere im Umkreis. Schließlich gelangen wir in die Fußgängerzone (Freude für mich ?) und zur Kirche „San Juan“, die wegen Siesta geschlossen ist. Überall hier in Spanien sind kleine Läden, Kirchen oder öffentliche Gebäude oftmals zwischen 14:00 und 16:30 Uhr geschlossen = Siesta. So gehen wir zum Platz „Plaza de la Constitución“ und gönnen uns ebenfalls eine
Siesta im Café auf dem Balkon mit Blick in die Sonne.
Auf dem Rückweg vorbei am Hafengelände sind wir begeistert vom Kulturcafé und den dort ausgestellten Kunstskulpturen aus Recyclingmaterialien, nachahmenswert! Der Blick zum Leuchtturm ist herrlich in der langsam untergehenden Sonne.
Vom Campingplatz aus radeln wir an unterschiedlichen Tagen mal gen Norden in den kleinen Nachbarort Benajarafe – zum Beispiel, um dort ein wenig Lebensmittel zu kaufen; oder in die entgegengesetzte Richtung nach Torre del Mar, der einen kilometerlangen Strand vorzuweisen hat, mehr aber auch nicht. Das tolle Wetter, das herrlich blaue Meer und die flache Lage laden einfach dazu ein, dies zu nutzen.
Da wir am Campingplatz eine Postadresse haben, können wir hier alle wichtigen Briefe von unserer Tochter Silja erhalten, die sie uns freundlicherweise zusendet. So reisen wir erst weiter, als alles erledigt ist. Mit herzlicher Verabschiedung von Jutta und Mario, die noch eine Weile hier bleiben werden, verlassen wir Valle-Niza und fahren nach Nerja.
Auf dem Weg dorthin halten wir immer wieder, um herrliche Aussichten zu genießen- wie z.B. einen mit Stein-Andenken belegten kleinen Fels.
Hier in der Nähe des Ortes sind die berühmten Höhlen von Nerja – „Cueva de Nerja“. Über eine Länge von fast 5 km erstrecken sich eine Reihe von Höhlengalerien, die im Jahr 1959 von fünf Jugendlichen entdeckt wurden, als diese durch einen schmalen Schacht namens „La Mina“ eindrangen. Durch den für Touristen neu angelegten Eingang gelangen wir über Treppen und Wege in das Innere der Höhle und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Überall sieht man Stalagmiten und diverse Stalaktiten, die tropfenförmig, spitz wie Dolche oder geschwungen wie Orgelpfeifen von der hohen Decke herabhängen oder aus dem Boden emporwachsen. 2012 wurden in den oberen Galerien der Höhle Malereien entdeckt, die u.a. Seehunde darstellen. Das Alter der Malereien ist noch nicht klar auszumachen, wird aber auf ca. 20000 Jahre geschätzt. Leider dürfen wir Touristen diesen Teil samt Malereien nicht besichtigen, da die Farben durch die Unmengen an ausströmender Atemluft beeinträchtigt würde. Man hat zudem auch Grabkammern gefunden, anhand einiger Knochen- und Skelettfunde. Diese Kammern können wir nur erahnen. Wir sind in jedem Fall sehr beeindruckt von dieser großen Höhle und ebenfalls der Gegend, in der sie liegt.
Mit einem vorerst letzten Blick zum Meer verlassen wir es, weil wir doch noch einmal mehr ins Landesinnere fahren wollen.
Als erstes Ziel steht Cordoba auf unserer Liste. Was wir dort erleben und vor allem gesehen haben, berichten wir im nächsten Blog „Andalusien – Teil 2“.
Herzliche und warme Grüße vor dem TrauMobil von SuMi
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