Das ist Schottland!
Achterbahnen sind nichts dagegen. Schon auf der ersten Strecke Richtung Edinburgh spüren wir das beim ständigen Bergauf- und -abfahren auf den engen Straßen. Zunächst freuen wir uns total, als wir am Grenzpunktstein Schottland ankommen.
Das Wetter ist trübe und grau und die nette Schottin im “Coffee-to-go-Wohnwagen”, bei der wir uns mit heißem Kakao aufwärmen, berichtet uns, das sei typisches schottisches Wetter. Na toll!
Als wir irgendwann in der schottischen Hauptstadt ankommen, erfreut uns ein herrlicher Sonnenschein und wir wandern ohne Jacken los.
Zufällig ist an diesem Tag ein Streetfestival und die gesamte Royal Mile ist gesperrt für PKW-Verkehr. Überall sind Straßenkünstler auf Bühnen und an jeder Ecke: Zum Teil schrill, lustig, kurios, skurril, merkwürdig, interessant, altmodisch, hipp, mutig, talentiert und natürlich schottisch. Die ganze Palette eben. Wir verweilen hier mal länger, mal kürzer.
Schließlich sehen uns das große Edinburgh Castle an, dieses Schloss gehört zu den am meisten besuchten historischen Sehenswürdigkeiten in Westeuropa; dementsprechend voll ist es dort, aber sehenswert ist es trotzdem.
In der Old Town runden wir den Besuch mit einem typischen schottischem Teehaus namens “Deacon’s House Café” ab, welches eine interessante Atmosphäre ausstrahlte, da es mit historischen Fotos von Mördern ausgestattet war.
Die erste Nacht in Schottland – hier ist “wildes Campen” erlaubt – zeigt uns, dass wunderschöne Aussichten mit Blick auf die Inseln “Inchcolm Island” und “Swallow Craig” mit untergehender Abendsonne, nicht die ruhigsten sein müssen. Die vorbeirasenden Autos, Busse und LKW’s brausen – leider auch nachts – viel zu nah an unserem TrauMobil vorbei. Es rappelt und wackelt total.
Mit herrlichem Sonnenschein fahren wir tags darauf weiter Richtung Dundee über die lange “Tay Road Bridge” und zum sehenswerten
“Dunnottar Castle”. Das ist eine sehr große Ruine, hoch erhaben auf einem Felsen an der Nordseeküste. Herrliche Aussichten über das Meer und immer wieder sind wir beeindruckt von den damaligen Baukünsten so ganz ohne die heutigen Möglichkeiten.
Auf der Weiterfahrt Richtung Aberdeen beginnt es grau und trübe zu werden. In der Stadt selber regnet es so heftig, dass wir nach einem kurzen Stopp beschließen, keine Sehenswürdigkeiten im Regen anschauen zu wollen. So fahren wir an der Küste weiter bis zur kleinen Hafenstadt Banff. Sie liegt nordöstlich an der Nordsee und tatsächlich kommt hier die Abendsonne noch einmal kurz zum Vorschein. In einem feinen Restaurant erhalten wir ein gutes Essen und finden für die Nacht am Parkplatz mit Blick direkt zur Nordsee unsere Schlafmöglichkeit; diesmal leiser und ruhiger.
Die Morgensonne ist noch leicht nebelverhangen, doch klart es bald auf, als unser Weg nach Nordwesten weitergeht. Wir fahren wieder entlang der Küste und landen irgendwann an der Schlucht “Corrieshalloch” und bestaunen den dortigen großen Wasserfall “Measach”. Eine leicht schwankende Holzbrücke führt uns über die ca. 45 Meter tiefe ´Schlucht und wir sind erleichtert, als wir auf der anderen Seite ankommen.
Zum Abend sind wir am Westzipfel in der kleinen Stadt Ullapool angelangt. Diese liegt an einem der vielen Seen (“Loch Broom”), der in den Atlantik fließt. Hier finden wir einen Übernachtungsplatz zusammen mit vielen kleinen Minimücken. Zwischendurch hat es immer wieder geregnet, doch zum Abend erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Die Nacht war ruhig und wir sind nicht zerstochen; dafür ist es auch merklich kühler geworden. Das Thermometer steigt nur noch auf bis auf ca. 21 ° C tagsüber (in Deutschland würde man sich derzeit über solche Abkühlung freuen, hörten wir). Wir haben ja Schlafanzüge dabei und ein trockenes TrauMobil.
Am nächsten Tag schlängeln wir uns durch kurvenreiche Straßen, Höhen und Tiefen bis zum sagenumwobenen größten See von Schottland: “Loch Ness”. Wir sind ein wenig enttäuscht. Viel Show drumherum, Nessi hier, Werbung da. Der See ist tatsächlich schön und sehr groß, aber davon gibt es in Schottland so viele…
Halb um den langen See herum führt uns die Strecke an superschmalen Straßen, die als Hauptverkehrsstraßen bezeichnet sind zur Insel “Skye” über die hochgebogene Brücke “Sky Bridge”. Sie verbindet die Insel mit dem schottischen Hauptland.
Im Ort Broadford bleiben wir auf einem ganz neuen Campingplatz, duschen ausgiebig, trocknen unsere Kleidung (weil es dort einen schönen warmen Trocknerraum gibt) und räumen unsere Wohnmobilgarage um (der Reservereifen hinten ist so schwer, dass wir ihn dringend anders lagern müssen).
Dann fahren wir auf der Insel weiter landeinwärts zur Hauptstadt Portree. Eine kleine Hafenstadt mit bunten Häusern, Aussichtsturm und vielen Touristenbussen. In der protestantischen Kirche erhalten wir vom Pfarrer nach einer netten Unterhaltung für die Reise ein Faltblatt mit Psalmen und Versen in Deutsch.
Die Rückreise von der Insel Richtung Süden führt uns vorbei am “Eilean Donan Castle”. Hier rasten wir kurz und fahren weiter bis nach Glencoe. Laut einem anderen Blogger sollte hier ein toller Stellplatz sein. Es ist ein Campingplatz – nicht günstig, aber für uns zum Weiterfahren nun zu spät. Der Platz liegt direkt am “Loch Leven”, diesmal ohne Mücken und es wird wieder etwas wärmer.
Unser letztes Ziel in Schottland ist Glasgow. Auf viel zu engen Straßen vorbei an engen Schluchten und noch mehr Seen (am zweitgrößten See “Loch Lomond” mit einem kurzen Stopp) kommen wir am späten Nachmittag in Glasgow an. Außerhalb am großen öffentlichen Park “Hogganfield” mit gleichnamigem See mit vielen Schwänen, Enten Tauben und Möwen haben wir einen netten Übernachtungsplatz gefunden; für Sightseeing ist es heute zu spät.
Michael leistet hier soviel mit diesen engen und kurvenreichen Straßen und dann auch noch auf der “falschen” Seite und ständigen Kreiseln; er fährt die ganze Strecke durch Großbritannien alleine, da ich (Susanne) mich das hier nicht traue.
Glasgow, die größte Stadt Schottlands, besteht aus einer Mischung von alten, zum Teil gut erhaltenen und neuen Gebäuden. Oftmals stehen sie direkt nebeneinander in interessanter Bauweise und Aussehen. Eine “Bagpiper – Gruppe” (Dudelsackpfeifer) kommt als Parade bis zum “George Square”, wo sie vor der “Town Hall” (Rathaus) dem Stadtoberhaupt ein Ständchen bringen; wir hören auch gerne zu und sind beeindruckt.
Die Innenarchitektur der “Art Gallery” gefällt uns gut; in der “Kelvingrove Art Gallery” stören uns allerdings die vielen ausgestopften Tiere. Positiv zu verzeichnen ist allerdings, dass sämtliche Museen und Ausstellungen in Glasgow kostenlos sind. Am späten Nachmittag kehren wir mit dem Bus zum Park zurück und von dort aus geht unsere Tour von Schottland zurück nach England.
Im strömenden Regen erreichen wir spätabends Ripon in Nord Yorkshire; dazu demnächst mehr.
Abschließend haben wir festgestellt, das Schottland zwar enge und kurvenreiche Wege hat, auf denen wir oftmals über lange Strecken keiner Menschenseele begegneten; aber in den Orten stets freundliche und hilfsbereite Menschen trafen.
SuMi
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