Bem vindo a Portugal…

...oder
nur noch eine kleine Zeit zu zweit 

Ach ja, kaum haben wir Spanien verlassen und landen an unserem ersten Ort in Portugal, überrascht uns ein Wetter mit sintflutartigen Schauern. Gerade noch rechtzeitig bevor Micha gar nichts mehr sehen kann, denn der Scheibenwischer an der Fahrerseite wischt nicht mehr richtig. Und dann steigt das Wasser stetig. Von drinnen im trocknen Knuffel verfolgen wir kritisch den steigenden Pegel des Regens…schaut in diesem Blog, wie es uns in unserer Zeit hier zusammen erging. Viel Freude dabei.

Nur noch über die Brücke und den Fluss Guadiana, der Spanien und Portugal trennt und schon sind wir drüben. Doch der Himmel sieht schon recht grau und finster bewölkt aus. Gerade vor dem großen Platzregen erreichen wir den kleinen am Atlantik liegenden Ort Manta Rota und dort den großen Stellplatz gleich neben dem Meer. Wir sind froh noch einen Platz ergattert zu haben, denn es ist schon ziemlich voll. Auf Strom verzichten wir. Später vielleicht, denn grad schüttet es, wie aus allen Kübeln. Und es hört nicht auf. Und es wird immer mehr. Und das Wasser steigt. Irgendwann werden wir doch ein wenig unsicher, ob wir hier stehen bleiben können, denn wenn das braun schlammige Wasser erst unseren Motor erreicht hat, ist es zu spät. Als nach einiger Zeit (für uns viel zu lange vorkommende Zeit) der Regen etwas nachlässt, geht Micha in kurzer Hose und ohne Socken raus. Ich wäre bei meiner Größe vermutlich bis zum Po im Wasser gewesen. 🫣

Ganz ungefährlich ist das nicht, denn der Stromkasten steht ziemlich in seiner Nähe. Aber darauf hat er in seiner Sorge um Knuffel gar nicht geachtet. Auch andere, meist Männer schauen besorgt nach ihren Wohnmobilen. Im braunen Wasser schwimmen teilweise vergessene Auffahr-Keile, leere Plastik Flaschen und ein paar Campingtische, sowie Stühle sieht man nur noch halb. Einige Camper verlassen fast fluchtartig den Stellplatz und hinterlassen ihren draußen schwimmenden Kram. Sie fahren in der Eile viel zu schnell und das Wasser schwappt bedenklich. Als der Regen schließlich ganz aufgehört hat, beschließen wir auch weg zu fahren. Zumindest mehr an eine trockene Stelle. Das gelingt uns und wir sind froh, diese Wassermengen überstanden zu haben.

Etwas später gehen wir noch an den Strand und werfen einen Blick auf die hohen tosenden Wellen. Der Wind bläst uns um die Ohren, aber es ist geschafft. Am Abend ist chillen angesagt und ich häkele mit den Videotapes. Welch ein Empfang. Willkommen in Portugal.

Am darauf folgenden Tag ist das Wetter so strahlend schön, als ob es nie geregnet hätte. Wir radeln etwas in der Gegend herum und bestaunen Sonne, Strand und Meer.

Auf dem Weg lassen wir die beiden Gasflaschen neu befüllen. In Boliqueime gibt es einen Service, der das anbietet. Als wir dort sind, fällt uns auf und ein, dass wir vor Jahren hier schon mal waren, mit selben Zweck.

In der Nähe von Loulé finden wir eher durch Zufall einen kleinen familiär geführten Platz. Herzlich werden wir begrüßt mit vier Organgen 🍊🍊🍊🍊als Willkommensgeschenk. Ein paar Tage bleiben wir hier auf diesem kreativen Platz: “Rustic Vintage”.

Der Platz ist so ganz nach unserem Geschmack. Bißchen crazy, so wie wir, kreativ und verspielt. Überall gibt’s was Kurioses zu entdecken. Die Toiletten sind in ehemaligen englischen Telefonzellen, hinter unserem Platz gibt’s sogar TV.🤣 Und Cristina und ihr Mann Jorge sind sehr herzlich und allen Gästen freundlich zugewandt. Tatsächlich wohnen sie mit ihren drei Kindern in einem kleinen Mobilheim. Na, wundert das jetzt noch jemanden?😉

Micha hat sein Fahrrad ganz in der Nähe zur Reparatur gegeben. Grad neu das gebrauchte Rad gekauft, aber der Reifen ist so platt, dass Micha all sein Flickzeug schon verbraucht hat. Wir wollten eigentlich zum Meer radeln. Nun hat er derzeit keins. Da er eh nochmal üben will, geht er die 1,5 Stunden zu Fuß bis zum Strand. Ich bin mit meinem Rad wesentlich schneller da. Wir treffen uns, gehen teuer essen und genießen die Sonne.

Wir stellen fest, dass auch Portugal nicht mehr so günstig ist, wie wir es vor einigen Jahren kennengelernt hatten. Es gibt kaum noch freie, kostenlose Stellplätze. An vielen besonders schönen Stellen stehen Schilder, die sogar Wohnmobilen verbieten, dort entlang zu fahren, geschweige denn zu parken und erst recht nicht übernachten. Die Polizei verteilt Mahngebühren über 250 € wenn man es dennoch tut. Man wird in einem polizeilichen Register vermerkt und beim zweiten “Erwischen” gibt’s die doppelte oder dreifache Strafgebühr. Das wollen wir ja nicht. Dennoch schade, denn manche Orte sind mit dem Rad und zu Fuß kaum erreichbar. Aber wir verstehen es auch, denn die totale Wohnmobilschwemme macht auch viel Natur kaputt, hinterlässt leider z.T. Müll und das nötige Wasser wird auch in Mengen verbraucht. Wir beide achten stets darauf wenig Wasser zu verbrauchen, entsorgen unseren Müll, wo er hingehört und verhalten uns angemessen. Das nun für all die Plätze Geld verlangt wird, ist nur verständlich.

Der große Campingplatz “Mikki’s Place to stay” in Albufeira liegt zu unserem Schrecken ziemlich weit oben am Berg. Die Auffahrt durch eine sehr enge Straße ist nur mit unserem kleinen Knuffel zu meistern. Wir fragen uns, wie die großen Wohnmobile, teils mit Anhänger dort hin gekommen sind. Von der freundlichen Rezeption erfahren wir, es gibt noch einen anderen Weg. Blödes Google Navi. 🤔 Wir checken ein und können zwar einen Platz auswählen, aber es gibt verschiedene Preise. Außerdem ist es schon ziemlich voll. Der Platz den wir dann nehmen, weil die Schönsten belegt sind, ist leicht schräg, auch die Keile helfen nicht. Der ganze Campingplatz ist sehr groß, wenn auch kreativ und auf seine Art hip und besonders gestaltet, zudem hat er einiges an Kleinvieh zum Betrachten. Aber so richtig wohl fühlen wir uns irgendwie nicht.

Es ist für uns beide nicht möglich mit den Rädern zum Meer zu radeln. Viel zu gefährliche Straßen und Höhenunterschiede, die wir beide Unsportlichen nicht meistern können. Wir müssen dringend ein paar Lagen Wäsche waschen. Die zwei vorhandenen Maschinen (für 180 Plätze!) sind dauerbesetzt. Also lassen wir uns mit einem Taxi zu einem Waschsalon fahren. Abends können wir zwar im campingplatzeigenen Restaurant eine Veggi Pizza bestellen, aber irgendwie kommt keine Stimmung bei uns auf. Es gibt noch einige andere Gründe, die uns dann doch vorzeitig abreisen lässt. Zurück ans Meer.

Hier genießen wir noch ein paar schöne gemeinsame Tage. Der Stellplatz liegt nah am Meer, allerdings oben. Durch einen schönen Pinienwald auf Wegen gelangt man zur Klippe, von dort über viele Treppen hinunter zum Strand. Einfach nur herrlich.

Die schroffen Felsen und Klippen mit rotem Gestein sind schon sehr beeindruckend und imposant. Oben im Wäldchen wächst einiges an Essbarem. Asparagus/ Spargelsträucher, bei denen mein Herz aufgeht; Rosmarin, Lavendel und wer weiß was noch. Am Stellplatz selbst, der zwar auch sehr groß ist und in Terrassen aufgeteilt, wachsen Mimosenbäume.

Und so langsam geht unsere gemeinsame Zeit vorbei. Ich hoffe, Micha kommt nach seinem Jakobsweg, den er schon morgen antreten wird, wieder zurück zu mir. 🥰😉 – Nun brauche ich einen neuen Platz, an dem ich auf ihn warten kann. Es hatte uns bei Cristina und Jorge so gut gefallen, dass ich beschließe, dort die Wochen ohne Micha zu verbringen. Der Platz in Vilamoura ist nah genug zum Meer, mit dem Rad kann ich schnell einkaufen fahren und ansonsten gefällt es mir richtig gut. Ich hab ja alles was ich brauche (außer meinen Schatz😉) im Knuffel und den Rest der Zeit ohne ihn werde ich mich sicher nicht langweilen. 🌞😎

Kurz bevor wir zum Platz “Rustic Vintage” gefahren sind, machten wir noch einen Abstecher in die Stadt Silves. Hier gibt es u.a. einen Wohnmobil Shop, in dem wir neue Keile erstehen können, denn unsere alten sind mit den Jahren und unter dem Womo Gewicht durchgebrochen. Die kleine Stadt lädt uns zur Besichtigung ein. In der gelben Markthalle wird kreative Handwerkskunst angeboten. Doch die Kathedrale erschreckt uns von ihrem Äußeren. Die Kirche aus dem 13. Jh. mit ihrer z.T. alten gotischen Architektur stammte ursprünglich aus arabischer Zeit. Man erkennt dies noch an manchen arabisch anmutenden Zierbögen. Nur wenige Teile überlebten das Erdbeben von 1755. Sie wurde danach nach alten Zeichnungen wieder aufgebaut. Wir finden jedoch, sie ist auch jetzt wieder ziemlich renovierungsbedürftig. Hier noch ein paar Eindrücke von Silves:

An den ersten Tagen ohne Micha werde ich sogar nicht alleine sein, denn meine Freundin Lorena wird mich besuchen. Sie fliegt für ihren Kurzurlaub nach Faro und kommt mit einem Mietwagen zu mir. Dann unternehmen wir Einiges. Das erfahrt ihr dann im nächsten Blog. Und Micha wird euch auch von seiner Pilgerreise auf dem Laufenden halten. Bis dahin grüßen euch herzlich SuMi und Knuffel. ❤️


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Kommentare

5 Antworten zu „Bem vindo a Portugal…“

  1. Avatar von Ingrid
    Ingrid

    Hallo Susanne, vielen Dank für euren neuen Reisebericht mit den vielen schönen Bildern. Wir standen im Herbst 2023 auch an der Sand-Algarve wahrscheinlich sogar auf dem gleichen Platz.
    Ich bin mir sicher, dir wird bestimmt nicht langweilig.
    Liebe Grüße Ingrid

  2. Avatar von Ingrid
    Ingrid

    Hallo Susanne, in Portugal kann man sehr gut Taxi fahren mit Bolt, funktioniert ähnlich wie mit Uber. Man lädt sich die App dazu auf das Handy. Ingrid

    1. Avatar von Susanne Habert

      Hallo Ihr beiden. Jetzt stehe ich ja so, dass ich gut mit dem Rad überall hinkomme. Und bei Regen muss ich ja nicht raus. Micha hat Uber und ich weiß, dass es das gibt. Aber dennoch danke für den Hinweis. Euch alles Gute und auch bald wieder eine ereignisreiche Tour. Liebe Grüße, Susanne

  3. Avatar von Jutta Blome-Bendorf*
    Jutta Blome-Bendorf*

    Mensch Kinder, wieder schöne Beschreibungen, Tipps und Infos.
    SuMi (jetzt erstmal ohne Mi) lass’ es dir gutgehen und nimm die Zeit auch als eine Art Meditation. Wie Micha auf dem Jakobsweg!
    Freuen uns schon auf den Wiedervereinigungsblog und vorher auf eure separaten Berichte.
    Alles Liebe und Gute aus immer größerer Entfernung (Benissuera) auf dem Weg gen Norden.
    Jutta + Mario

    1. Avatar von susanne

      Hallo Ihr beiden Lieben. Danke für alles Lob. Wenn meditieren darin besteht mit dem Rad ca 10 km zum Waschsalon zu fahren, Knuffel zu säubern, Betten beziehen usw, dann hab ich das bereits gut gemacht. 😉 Jetzt meditiere ich in der Sonne mit nem Buch. Euch auch bitte alles Gute, stets eine sichere und behütete Fahrt und für Euch beide gute Gesundheit. See you sometime, somewhere🥰 Su ohne Mi 😎

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