Kaum hat uns die Fähre von Calais nach Dover gebracht, sind wir auch schon begeistert. Die Aussicht von unserer großen Fähre zu den gigantischen Kreidefelsen dort ist herausragend und kaum zu beschreiben.
Die bis zu 106 Meter hohe Front der Klippen verdankt ihr Erscheinungsbild ihrer Zusammensetzung aus Kalk (purem weißem Kalziumkarbonat), durchsetzt mit schwarzem Feuerstein. Die Klippen verlaufen östlich und westlich der Stadt Dover im County Kent, einem alten und noch immer bedeutsamen englischen Hafen.
Wir können kaum den Blick von diesem grandiosen Naturmonument lassen.
Dann legt die Fähre an. Wir haben es geschafft und sind tatsächlich auf der großen Insel. Großbritannien, wir kommen.
Doch gleich müssen wir ernüchtert feststellen, dass das Finden eines Stellplatzes sehr schwer wird; es sind auch hier Ferien und die Südküste lockt alle her. Das Navi leitet uns zweimal sehr blöd und unangenehm durch viel zu enge Wege, um beim ersten festzustellen, dass der Campingplatz besetzt ist, beim zweiten klappt es dann nach einer unbeschreiblichen Horrortour; weil die Straße zum Campingplatz gesperrt ist. Wir werden durch einen dunklen mystisch anmutenden Wald mit für unser hohes Vehikel viel zu niedrigen Bäumen und in die Straße hereinragenden Wurzeln geschleust, eher gepresst. Die Angst sitzt uns in den Knochen, ein Zurück gibt’s nicht, ein vorwärts nur mit Schrammen und Ratschern an der Seite (später stellen wir fest, dass beim Bad die obere Lüftungsklappe weg ist…beim späteren Suchen mit den Rädern finden wir sie nicht wieder). Aber irgendwann kommen wir an in Bexhill on Sea.
Der Campingplatz ist gepflegt, unser Platz schön, die Sonne scheint herrlich, die Nachbarn sind nett; so bleiben wir drei Nächte.
Der Strand von Bexhill on Sea ist zwar steinig, doch mit der mitgenommenen Decke und den Badeschuhen genießen wir das Wetter und das erfrischende Wasser. Wellenhüpfen und Relaxen. Beim Flanieren an der herrlichen Strandpromenade gönnen wir uns ein Eis und genießen den Flair der 20er Jahre, den uns das dortige Festival mit Live Musik, Oldtimern und mehr bietet.
In Hastings, dem anderen schönen Strandbad in East Sussex, erklimmen wir die „Burgruine“, nachdem uns eine alte Schrägbahn zum Westhill gebracht hat. Ein interessant gestaltetes Video erklärt uns, wie es zur Ruine kam; durch einen sehr großen und heftigen Sturm mit einem Erdrutsch nämlich zerbröckelte die ursprüngliche Burganlage, später taten die Normannen und Norweger im Kampf den Rest dazu.
Am Ortsausgang bestaunen wir die hohen „schwarzen Fischerhäuser“ in der sogenannten Fischerstadt. In diesen Häusern hängten die Fischer ihre großen Netze zum Trocknen aus.
Die kleine Altstadt lockt uns in eine Eisdiele, um festzustellen, dass das Eis lediglich in Waffeln oder Pappbechern angereicht wird; nichts in schönen Gläsern mit Erdbeerbecher & Co. Egal, es schmeckt dennoch sehr gut. Fazit: Eine sehenswerte schöne Stadt mit schönem Südlandflair.
Der Plan auf dem Rückweg über Battle die große Abtei zu besichtigen scheitert diesmal an den tausend Kreiseln, die das schnellere Fahren bei jeder kleinen Stadtdurchfahrt hindern, sowie auch an den diversen Straßensperrungen und Umwegen. Als wir ankommen, hat die Abtei bereits geschlossen. Aus Frust gönnen wir uns in dem wirklich sehr kleinen Dorf ein leckeres vegetarisches Abendessen.
Vor dem gemütlichen Aufbruch nach Brighton wünschen uns die netten Camper – Nachbarn aus England, wie auch aus Den Haag in Holland und das englische Ehepaar, welches seit Jahren in Spanien lebt (wegen der Wärme) eine gute Reise und viel Glück bei unserem Vorhaben. Bis jetzt sind uns nur freundliche und wohlwollende Landsleute begegnet. Jeder gibt nette Auskunft, ist für einen oft längeren Gesprächsaustausch zu haben oder zeigt sich relativ rücksichtsvoll im Straßenverkehr für uns Ausländer. (Micha macht das echt super mit dem verkehrten Fahren!)
Brighton, eine große alte Hafenstadt, zeigt uns bei bestem Wetter den 160 m hohen „British Airways i360 – Turm“ am Strandufer. Hoch hinauf sehen wir über die große Stadt, darüber hinaus und vor allem die Weite des Kanals.
Im „General Royal Pavillon“ (Palast von George IV.) lassen wir uns von dem anmutigen im indischen Stil gehaltenen Flair begeistern und träumen von einem solch kreativen und farbenfrohen TrauMobil.
Der Campingplatz in Exeter in Devon erweist sich als Reinfall. Zu laut, weil direkt an der Autobahn und auch sonst zu weit für unsere Tagesausflüge (Anmerkung: Leider gibt es hier kaum auffindbare Womo Stellplätze oder wir sind einfach immer an den falschen Stellen.)
Plymouth, auf diese Stadt hatten wir uns so gefreut und sind nun schwer enttäuscht. Zu laut, zu groß, zu Radfahrer-unfreundlich, zu viele Autos und Straßen. Als wir endlich von der Vorstadt mit den Rädern im Zentrum ankommen, müssen wir feststellen, dass fast alle am Wasser gelegenen Sehenswürdigkeiten mit großem Zaun und Security abgesperrt sind wegen einer Großveranstaltung am Folgetag. Lediglich an (und in) der großen nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebauten St. Andrews Kirche finden wir Gefallen. Es gibt ein Café und viele Menschen unterhalten sich über Gott und die Welt. Ein sehr offenes Kirchenerlebnis.
Auf dem Rückweg müssen wir erschrocken und entsetzt sehen, dass ein Nebenfluss fast ausgetrocknet ist. Einige Schiffswracks sind mit Schlamm bedeckt und Algen auf dem Grund zu sehen. So heiß ist es hier in England – Klimawandel – auch hier. Fazit: Plymouth war nicht so unser Fall.
Der wunderschön an einem Bach gelegene Campingplatz in Lostwithiel (Eden Valley Holiday Park) entschädigt uns und wir gönnen uns hier ein paar angenehme Stunden und Nächte (diesem Campingplatz würden wir alle zur Verfügung stehenden Pluspunkte vergeben).
Bald zieht es uns dann noch weiter entlang der südlichen Küste von Cornwall.
Hier befinden sich der westlichste und südlichste Punkt Englands, nämlich Land’s End und Lizard Point (auf der Halbinsel The Lizard). Cornwall ist durch den Atlantischen Ozean, den Ärmelkanal und die Keltische See von drei Seiten mit Wasser umgeben. Raue, steile Felsen, die sich mit langen Stränden und malerischen Buchten (engl. Cove) abwechseln, prägen die Küstenlandschaft.
Bei herrlichem Sommerwetter mit nicht zu heißen Temperaturen (32-34°C) genießen wir die Aussichten, das Eis und zum Teil das erfrischende herrlich klare türkisblaue Wasser.
Als wir von Lands End mit den Fahrrädern zum Parkplatz des Womos zurück radeln und das gemeinsam abgeschlossene Kettenschloss öffnen wollen, passiert das Malheur: Der Schlüssel bricht ab und der Rest steckt im Schloss. What to do? Mithilfe von zwei netten Animateuren, einer dicken Säge und einem Bolzenschneider schaffen wir es gemeinsam das Schloss zu knacken (Schloss kaputt!) und können erleichtert weiter.
Zu einem weiteren wunderschönen Ausflugsziel mit geheimnisvollen Skulpturen und verwachsenen Bäumen und Wurzeln führt uns der Weg nach St. Austell/ Pentewan zu den Lost Gardens of Heligan. Über Hängebrücken, durch Farnsträucher, herrlich blühende Pflanzen, einem kleinen Dschungel aus Palmen und anderen alten hohen Bäumen und schließlich einer Farm mit diversen Küchenkräutern und Pflanzen wandeln wir gemütlich und staunend durch diese Naturschönheiten (www.heligan.com).
Hier findet man ein offiziell anerkanntes Kriegsdenkmal: ein ausgegrabenes „Plumpsklo“ mit Inschriften der damaligen Gärtner, die später im Krieg gefallen sind.
SuMi mit TrauMobil
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